Frage an Sabine Bätzing-Lichtenthäler bezüglich Kultur

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Sabine Bätzing-Lichtenthäler
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Frage von Lothar B. •

Frage an Sabine Bätzing-Lichtenthäler von Lothar B. bezüglich Kultur

Werte Parteigenossin,

Du hast auf die Anfrage von Herrn Manz bezüglich der Rauchverbote mit dem "Kernbegriff Gesundheitsschutz" geantwortet. Welcher nun, wenn man Dich richtig versteht, alle anderen Themen dominiert, die auch aus diesem Grunde überhaupt nicht erwähnt werden. Seit wann ist das denn so? Diese Sicht der Dinge ist in der Geschichte der Menschheit absolut einmalig und hätte er Allgemeingültigkeit, wäre das sofortige Verbot aller Militäreinsätze die Folge.

Es ist schon bezeichnend für die momentane Nicht-Diskussion, dass kulturelle Aspekte nicht einen Satz wert zu sein scheinen. Alkohol und Tabak haben Jahrhunderte lang zum Alltag der Menschen gehört und werden nun plötzlich zu den Drogen gezählt. Wofür nicht die geringste Begründung gegeben wird, außer dass man plötzlich Deinem Ressort zugeordnet ist und man in der Zeitung "Nikotinsüchtiger" genannt wird.

Ist Dir eigentlich klar, was damit kaputt gehauen wird? Alle kreativen Köpfe aus unserem Lager waren Raucher, Marx, Brecht, Tucholsky, Wehner, Brandt, ich breche hier ab. Und ebenso waren hundert Prozent der Künstler, Maler und Komponisten der zwei letzten Jahrhunderte ebenfalls Raucher, was unter anderem deren Beliebtheit mit begründete. Der einzige wirklich interessante Nichtraucher war Goethe, sogar ein ziemlich militanter. Nur trank der zwei Liter Wein am Tag und gehört somit auch nicht zum Kreis der nicht rauchenden und -trinkenden Normalfälle, zu denen wir Deiner Meinung nach werden sollen. Kurzum: aufgrund bisheriger Erfahrungen ist die Wahrscheinlichkeit, dass uns diese Normalfälle mit Kunst und Kultur versorgen, gleich null. Und ein Blick auf das schon rauchfreie Amerika lässt in dieser Hinsicht fürchterliches ahnen. Und das soll in dieser ganzen Debatte keinen einzigen Satz wert sein?

Gut, so ist in Amerika verfahren worden. Aber die älteste Arbeiterpartei der Welt darf diese Fragen nicht schuldig bleiben.

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Sehr geehrter Herr Busold,

werter Parteigenosse,

ich hätte es vorgezogen, wenn in Deutschland ein allgemeines Klima gegenseitiger Rücksichtnahme und verantwortungsbewussten Handelns die Notwendigkeit für eine Gesetzgebung zum Nichtraucherschutz obsolet gemacht hätten. Die Emotionalisierung der Diskussion um den Nichtraucherschutz halte ich für bedauerlich. Tabakkonsum ist das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko. Nach meiner persönlichen Auffassung sollte Rücksichtnahme zu den Grundregeln menschlichen Zusammenlebens zählen. Unser Grundgesetz, das jedem "das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit" zubilligt, grenzt diese Freiheit zugleich insoweit ein, als "nicht die Rechte anderer verletzt" werden dürfen. Und zu den Grundrechten jeden Bürgers zählt "das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit".

Einen zwingenden Zusammenhang zwischen Rauchen und Kultur kann ich nicht erkennen. Helmut Schmidt, ein unbestritten kreativer Sozialdemokrat, dessen politische und persönliche Leistung ich bewundere, hat sich in einem Interview der "Zeit" folgendermaßen zum Nichtraucherschutz geäußert: "Dem Gesetz muss man gehorchen. Immerhin haben es die Parlamente beschlossen." Wer trotz des Wissens um die damit verbundenen gesundheitlichen Risiken rauchen möchte, der soll es tun. Er soll aber anderen nicht zumuten, ungewollt mitrauchen zu müssen.

Mit freundlichen Grüßen

Sabine Bätzing

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