Frage an Sabine Bätzing-Lichtenthäler von Annett B. bezüglich Soziale Sicherung
Sehr geehrte Fr. Bätzing,
Sie haben in Ihrem Suchtbericht die Probleme Jugendlicher dargelegt. Darin kamen die verschiedensten Drogen vor. Nun meine Frage: gibt es auch Erkenntnisse im Bereich Onlinesucht? Damit beziehe ich mich auf Personen, die soziale Netzwerke nutzen und deren Bedeutung im Privatleben überhand gewinnt.
Vielen Dank im voraus für die Beantwortung meiner Frage.
Sehr geehrte Frau Böhm,
als Drogenbeauftragte der Bundesregierung richtet sich mein Augenmerk sowohl auf die legalen und illegalen stoffgebundenen Süchte, wie Alkohol und Tabak oder Cannabis und Heroin, als auch auf nicht stoffgebundene Süchte, zu denen neben dem Glücksspiel auch die Onlinesucht zählt. Der aktuelle Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung betont, dass Online- und Computersucht einen wichtigen Bereich innerhalb der nichtstoffgebundenen Süchte bildet, der mehr und mehr an Bedeutung gewinnt und dem sich die Bundesregierung zukünftig verstärkt widmen wird. Das Bundesministerium für Gesundheit hat bereits erste Projekte und Studien in Auftrag gegeben. Erste Studienergebnisse werden im Laufe des Jahres 2008 erwartet.
In den letzten Jahren ist immer deutlicher geworden, dass zu häufiger und lang andauernder Medienkonsum zu Abhängigkeit und Sucht führen kann. Onlinesucht kann in verschiedenen Formen auftreten, zu denen Computerabhängigkeit, Abhängigkeit von virtuellen Gemeinschaften oder Freundschaften, Cybersexsucht, Informationssucht oder auch zwanghafte Nutzung von Netzinhalten, wie Online-Spiele, zählen. Auch Wissenschaft und Politik beginnen sich vermehrt mit dem Thema zu beschäftigen. Auf der Website http://www.internetsucht.de/publikationen.html finden Sie Publikationen aus dem Projekt "Stress und Sucht im Internet (SSI)". Die Universität Mainz hat im vergangenen Jahr im Rahmen einer Studie empirische Hinweise zur Computerspielsucht bei Jugendlichen im deutschen Sprachraum erhoben; an der dortigen Universitätsklinik wurde im März diesen Jahres auch die bundesweit erste Ambulanz zur Behandlung von Computerspiel- und Internetsucht eröffnet. In seiner 54. Sitzung hat sich am 9. April 2008 auch der Kultur- und Medienausschuss des Deutschen Bundestages in einer öffentlichen Anhörung von Sachverständigen mit dem Thema Onlinesucht beschäftigt.
Mit freundlichen Grüßen
Sabine Bätzing