Frage an Sabine Bätzing-Lichtenthäler von Werner C. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Bätzing,
in Ihrer Antwort an Herrn Dirks vom 21.08.2008 zur unterscheiden Sie:
"Sollten Sie das politische Engagement der Studentenbewegung meinen, so finde ich, dass es die politische Kultur in Deutschland positiv geprägt hat. Sollte sich Ihre Frage auf den unter vielen Repräsentanten der 1968er verbreiteten Drogenkonsum beziehen, so halte ich diesen für negativ. Woodstock war Teil eines Aufbruchs, Janis Joplin und Jimi Hendrix haben phantastische Musik gemacht und "die Kultur" mit Sicherheit bereichert - aber Sie wurden Opfer ihres Drogenkonsums.“
Als Musiker und Kenner der Musikszene möchte ich Sie bitten, diese sehr platte Sicht der Dinge ggf. zu differenzieren. Wie Musiker (in der Regel recht sensible Menschen) von einer unbarmherzigen Musikindustrie als Frischfleisch verwurstet werden, ahnen wir alle.
Die im Spiegelartikel vom CHRISTOPH DALLACH beschriebe Musikszene entspricht auch meinen Erfahrungen.
Hier ein Auszug:
"Verhandlungen wurden bei Musikmessen wie der Midem oder der Popkomm oft in Hotelzimmern geführt, die man tagelang nicht verließ. Man ließ sich eben alles kommen, alles. Aber wir Deutschen sind im Vergleich zu den Engländern wirklich Waisenknaben. Da gehst du abends in London mit zehn Leuten weg, und der englische Kollege ruft kurz seinen Dealer an und ordert auf Firmenkosten Koks für alle....“
Wie sehen Sie in diesem Zusammenhang Ihre Mission als Drogenbeauftragte?
Bürger in diesem Land haben oft ein feines Gespür für die Wahrheiten hinter den Parolen. Bitte führen Sie mit uns einen aufrichtigen, einen menschlichen Dialog.
Mit freundlichen Grüßen
Sehr geehrter Herr Copray,
die Frage von Herrn Dirks bezog sich auf meine Haltung zu den "1968ern" und ich habe ihm in Bezug auf den Drogenkonsum geantwortet, dass ich diesen für negativ, die Studentenbewegung dagegen für positiv halte.
Lieber Herr Copray,
im Mai teilten Sie mir mit, dass Ihr 22jähriger Sohn Deutschland wegen "irrationaler Nahrungs- und Drogengesetze" verlassen hat, und aus Ihren Worten sprach Bedauern. Sie haben mir auch mitgeteilt, dass Sie die Diskussion auf der Website www.abgeordnetenwatch.de mit Interesse verfolgen. Auch dass dies in diesem Jahr Ihre dritte dort an mich gerichtete Frage ist, zeugt von Interesse an der Drogenpolitik der Bundesregierung. Ich empfehle Ihnen daher, auch der Website www.drogenbeauftragte.de Aufmerksamkeit zu widmen. Neben Informationen zu aktuellen Vorhaben im Bereich der Drogen- und Suchtpolitik finden Sie dort auch eine Beschreibung des Aufgabenfeldes der oder des Drogenbeauftragten der Bundesregierung. Ergänzend möchte ich betonen, dass ich meine Arbeit nicht als "Mission" im Sinne der "Verbreitung einer Lehre unter Andersgläubigen" verstehe, sondern pragmatisch im Interesse der Menschen wirken möchte.
Der Artikel, den Sie mir zur Lektüre empfohlen haben, widmet sich primär den Geschäftspraktiken in der Musikindustrie, die Sie aus eigenem Erleben als "unbarmherzig" charakterisieren. Er bestärkt mich darin, dass vor allem Prävention, aber auch Therapie und Unterstützung, ebenso wie Sanktionen, notwendige Bestandteile der Drogen- und Suchtpolitik sein müssen.
Mit freundlichen Grüßen
Sabine Bätzing