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Wie genau stehen Sie zu den Hilfsprogrammen rund um Menschen mit Behinderung, die in Werkstätten arbeiten und was würden Sie konkret besser machen?

Porträtfoto von Sascha Herr, Abgeordneter im Hessischen Landtag
Sascha Herr
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Frage von Frederike H. •

Wie genau stehen Sie zu den Hilfsprogrammen rund um Menschen mit Behinderung, die in Werkstätten arbeiten und was würden Sie konkret besser machen?

Ich bin in einer Behindertenwerkstatt tätig und erlebe dort täglich die Herausforderungen und Chancen der bestehenden Unterstützungsstrukturen. Ein kürzlich veröffentlichter Artikel über die Positionen von Herrn Herr zu Werkstätten hat mich dazu veranlasst, seine Sicht auf die Hilfsprogramme und mögliche Verbesserungen genauer zu erfragen.

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Antwort von parteilos

Sehr geehrte Frau H.

die Hilfsprogramme für Menschen mit Behinderung, die in Werkstätten arbeiten, haben ohne Frage wichtige Funktionen – aber sie reichen in ihrer jetzigen Form nicht aus. Viele Betroffene leisten täglich wertvolle Arbeit, verdienen dafür aber im Durchschnitt rund 200 Euro im Monat. Das steht in keinem Verhältnis zu ihrem Engagement und widerspricht dem Anspruch echter Teilhabe.

Meine persönliche Haltung dazu ist klar:
Wir brauchen mehr Transparenz, mehr Gerechtigkeit und mehr Chancen für den Übergang in den allgemeinen Arbeitsmarkt – ohne dabei die Menschen zu überfordern, die auf den geschützten Rahmen einer Werkstatt angewiesen sind.

Was würde ich konkret besser machen?

1. Echte Datentransparenz schaffen
Heute wissen wir nicht einmal, wie groß die Spannbreite der Entgelte zwischen verschiedenen Einrichtungen ist oder welche Faktoren Übergänge begünstigen oder verhindern.
Ich setze mich daher für eine landeseigene Datenerhebung ein. Ohne Daten gibt es keine guten Entscheidungen – alles andere wäre politisches Raten.

2. Modellprojekt für fairere Entgeltstrukturen
Ich plädiere für ein hessisches Modellprojekt, das verschiedene faire Entgeltmodelle erprobt – gemeinsam mit Werkstätten, Trägern, Werkstatträten und Betroffenen.
Es geht nicht um Milliarden, sondern um überschaubare Mittel, die sofort Wirkung zeigen können.

3. Werkstatträte und Betroffenen stärker einbinden
Viele Betroffene haben Angst vor Nachteilen, wenn sie Missstände ansprechen.
Darum fordere ich eine verbindliche Beteiligung der Werkstatträte in allen relevanten Entscheidungsprozessen.

4. Übergänge in den ersten Arbeitsmarkt stärken – aber realistisch
Nur ein kleiner Teil der Werkstattbeschäftigten schafft den Schritt in den regulären Arbeitsmarkt.
Ich will die Strukturen so stärken, dass dieser Übergang nicht die Ausnahme, sondern eine echte Option wird – inklusive praktikabler Unterstützungsangebote.

5. Keine Schnellschüsse: Ein reiner Mindestlohn löst das Problem nicht
Ich lehne isolierte Mindestlohnforderungen ohne Systemreform ab.
Ein Mindestlohn ohne Anpassung der Finanzierung, Sozialversicherung und Übergangsregelungen würde viele Werkstätten überfordern und Betroffene benachteiligen.
Reformen müssen ganzheitlich gedacht werden – nicht als politische Schlagzeile.

Mein Grundsatz ist:
Menschen mit Behinderung brauchen echte Teilhabe, echte Anerkennung und echte Chancen.
Nicht nur Programme, sondern wirksame Strukturen.
Nicht Bevormundung, sondern Befähigung.
Und vor allem: Politik, die zuhört und mutig handelt.

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