Frage an Stefan Liebich bezüglich Bildung und Erziehung

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Stefan Liebich
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Frage von Henning G. •

Frage an Stefan Liebich von Henning G. bezüglich Bildung und Erziehung

Hallo Stefan,

ich unterstütze die Petion der Auschwitzüberlebenden Esther Bejarano darin, dass der 8. Mai ein bundesweiter Feiertag werden soll & als Befreiung vom Faschismus begangen wird & eben nicht als Niederlage der deutschen Wehrwacht gesehen wird. So wie ich das verstanden habe war das in Ostdeutschland früher auch eher die Lesart & das war aus meiner Sicht mal richtig. Es wäre auch heute noch eine wichtige konzeptionelle Stütze in der Identifikation mit dem heutigen demokratischen Staatswesen. Unterstützt ihr/du diese Initiative oder gibt es vielleicht ja auch berechtigte Gründe dagegen ? Mit besten Grüßen, Henning Götz

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DIE LINKE

Hallo H. G.,
in Berlin war anlässlich des 75. Jahrestages der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht und der damit einhergehenden Befreiung vom Faschismus der 8. Mai in diesem Jahr ein Feiertag. Das war eine gute und wichtige Entscheidung der rot-rot-grünen Landesregierung und des Abgeordnetenhauses. Allerdings war Berlin auch das einzige Bundesland, das den diesjährigen 8. Mai zu einem Feiertag erhob. Denn bis heute ist die Bewertung dieses Tages in der Bundesrepublik umstritten, wird seine Bedeutung als Tag der Befreiung nicht allgemein anerkannt. Diese Unterschiedlichkeit der Bewertung bietet unseres Erachtens die Chance, einen lebendigen Gedenktag zu etablieren, der sich nicht in Symbolen und Ritualen erschöpft, sondern zu streitbaren öffentlichen Diskussionen Anlass gibt. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass in absehbarer Zeit keine Zeitzeugen der NS-Vergangenheit mehr berichten können, ist die Etablierung eines die gesellschaftspolitische Diskussion anregenden Gedenktages von einiger Bedeutung.
Die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Bremen und ab 2021 wohl auch Schleswig-Holstein haben den 8. Mai bereits als Gedenktag anerkannt. Dies sollte auch die Bundesregierung zum Anlass nehmen, den Tag der Befreiung in Zukunft angemessen zu würdigen und zu einem bundesweiten Gedenktag zu erklären. Doch dort ist man bedauerlicherweise noch nicht so weit.
Unabhängig davon haben wir als Linke natürlich keinerlei Einwände gegen die deutlich weitergehende Forderung der Vorsitzenden des Auschwitz-Komitees in der Bundesrepublik Deutschland, Esther Bejarano, den 8. Mai zu einem gesetzlichen Feiertag zu erklären.
Vielleicht noch ein Wort zur DDR. Dort war der 8. Mai lediglich bis 1967 sowie im Jahre 1985 (40. Jahrestag) ein gesetzlicher Feiertag.
Mit freundlichen Grüßen
Stefan Liebich