Frage an Thomas Poreski bezüglich Verkehr

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Thomas Poreski
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Daniel T. •

Frage an Thomas Poreski von Daniel T. bezüglich Verkehr

Sehr geehrter Herr Poreski
nachdem Ihre Partei noch die Regierung in diesem unserem "Ländle" bildet, darf ich Sie um die Beantwortung folgender Fragen, abseits des Fraktionsübergreifenden Baulichen als auch Finanziellen Fiaskos "Stuttgart21" bitten.
Wie alle derzeit auf individual Verkehr angewiesenen Mitbüger gerade leidvoll erfahren, kommt es im zuge der gewollten Neuregulierung des Individualverkehrs zu maßgeblichen Einschnitten, hervorgerufen durch die teilweise nicht nachvollziehbare regulierungswut Ihres Kollegen aus dem Verkehrsministerium.
Wie ich aus einer Fernsehdiskusion entnommen habe, ist die Geschwindigkeitsregulierung oberstes gebot in der noch bestehenden Landtagsregierung.
Beispiele hierfür sind für jeden "Pendler" und Menschen die auf den gebrauch von Krad, KFZ und LKW angewiesen sind, täglich neu am Strassenrand zu entdecken. Ich bitte Sie um die beantwortung folgender Frage
Wie ist Ihre Meinung zum Thema, Generell Tempo 30 in Geschlossenen Ortschaften, mit den negativen Auswirkungen auf emision und dem Lärm ?
Von den täglich neu installierten Tempolimitschildern im Umland von Reutlingen möchte ich nicht sprechen, da diese nachweislich allem anschein nur der ABZOCKE des Individualverkehrs dienen.
Des weiteren ist gerade in Reutlingen festzustellen, das Parkraum mit sagen wir sehr Spekulativen Gastronomieprojekten zugebaut werden, obwohl gerade im Hotelgewerbe eine Überkapazität besteht.
Ist es nach Ihrem dafürhalten richtig, weitere Bodenflächen, auch in Innenstädten zu versiegeln um Spekulationsobjekte zu errichten, die sich selbst aller voraussicht nach nicht tragen werden, und somit zu weiteren Abschreibungsprojekten mutieren ?
Ausserdem würde es mich interessieren, wie Sie zum Thema
"Ausverkauf ( Privatisierung ) des Deutschen Autobahnnetzes durch Mamas ( Frau M. ) Liebling Hr. P. R. (CDU/CSU) stehen und wie sich Ihre Partei hier die Zukunft vorstellt, nachdem "dieBahn" schon zu tode geschrumpft wurde.
Vielen Dank
D. Turnwald

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Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Turnwald,

zunächst sehe ich in zwei Punkten Einigkeit:

Von einer Privatisierung des Straßennetzes halte ich nichts, und das von Ihnen benannte Desaster bei S21 brauche ich nicht weiter zu kommentieren - hier waren wir Grüne von vornherein glasklar.

Immerhin in Ansätzen sehe ich auch eine Einigkeit bei einem anderen Thema: Dass alle Verkehrsträger ihre angemessene Rolle spielen müssen. Deshalb ist der Ausbau des öffentlichen Personenverkehrs (Stichwort Regionalbahn Neckar-Alb) dringlich, auch eine Ertüchtigung der zugrunde gewirtschafteten Bahn, aber auch Verkehrsberuhigung - mit Tempo 30, wo dies dem Schutz der Anwohner/innen dient. Die Auswirkungen auf Lärm und Schadstoffe spielen bei der Genehmigung eine zentrale Rolle. Temposchilder werden dabei nicht vom Verkehrsministerium beantragt, sondern ausschließlich(!!!) von den betroffenen Kommunen und Gemeinderäten. Die haben auch die Planungshoheit in Bezug auf Parkflächen und Bebauungspläne, wie in Reutlingen.

Insgessamt müssen wir ein besseres Miteinander von verschiedenen Verkehrsträgern erreichen. Dabei wird das Auto nicht verteufelt (von mir schon garnicht), sondern der Anteil des Autoverkehrs mittels guter Alternativen verringert - das spricht im Übrigen NICHT gegen vernünftige Maßnahmen wie den Albaufstieg! Wie das bessere Miteinander praktisch erreicht werden kann, habe ich in diesem Jahr in Oslo, Stockholm und Kopenhagen studiert. Dort wird vor allem der Radverkehr massiv gefördert (er hat in Kopenhagen 38% Anteil, das parteiübergreifende Ziel in den nächsten 15 Jahren ist 60%), und es gibt dort ein viel entspannteres und flüssigeres Miteinander verschiedener Verkehrsträger als bei uns. Das ist auch eine Frage der Städtebaupolitik. Gerade die genannten Großstädte in Skandinavien zeigen sehr deutlich, dass eine gelungene Innenentwicklung und eine dichte Besiedelung nicht zwangsläufig zu massiven Versiegelungen führen muss, sondern insgesamt so ausgerichtet werden kann, dass dabei die Lebensqualität aller steigt.

 Mit besten Grüßen

Thomas Poreski

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