Frage an Till Steffen bezüglich Verkehr

Till Steffen im Niendorfer Gehege bei einer Fahrradtour
Till Steffen
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Marc D. •

Frage an Till Steffen von Marc D. bezüglich Verkehr

Sehr geehrter Herr Dr. Steffen,

als Fahrradfahrer fällt mir leider in den letzten Jahren zunehmend auf, dass Ampeln in zunehmendem Maße zum Nachteil für den Fahrrad- und Fußgängerverkehr geschaltet werden.

Es ist gerade für Fahrradfahrer besonders ärgerlich, dass die Radwegampeln an vielen Kreuzungen überhaupt nicht mehr auf grün schalten, sofern die Grünphase nicht durch Betätigung des Tasters angefordert wird. Ich meine damit nicht, dass an untergeordneten Straßen die Grünphase analog zum außlösen einer Kontaktschleife durch einen PKW angefordert werden muss, sondern dass selbst wenn ein PKW die Kontaktschleife ausgelöst hat und dadurch eine Grünphase für den motorisierten Verkehr angfordert hat, die Grünphase für den in gleicher Richtung kreuzenden Fußgänger- und Fahrradverker übersprungen wird, sofern der Taster nicht betätigt wurde. Als Beispiel soll hier die Lichtzeichenanlage Hudtwalkerst./Bebelallee/Sierichstr. genannt werden.

Als Fahrradfahrer hat man damit an den betreffenden Ampeln so gut wie nie dich Chance zufällig während einer Grünphase zu kommen und eine Kreuzung passieren zu können, ohne erst auf Grün warten zu müssen. Dies lässt das Gefühl aufkommen in Hamburg als Fußgänger bzw. Radfahrer als Verkehrsteilnehmer zweiter Klasse hinter dem motorisierten Verkehr zu gelten. Meine Fragen lauten daher:

1. Warum werden an immer mehr Kreuzungen die Grünphasen für Fahrrad-/Fußgängerüberwege übersprungen, selbst wenn der in gleicher Richtung passierende motorisierte Verkehr grün hat?

2. Welchen Standpunkt bezieht die Fraktion der GRÜNEN zur offensichtlichen Ungleichbehandlung von motorisiertem und nicht motorisiertem Verkehr?

3. Inwiefern lässt sich die Bevorzugung des motorisiertem Verkehrs ihrer Meinung nach mit
a) dem Label der Umwelthauptstadt
b) der Forderung vermehrt auf das Auto zu verzichten und stattdessen häufiger auf den öffentlichen Personennahverkehr und das Fahrrad umzusteigen
vereinbaren?

Mit freundlichem Gruß
Marc Drozella

Till Steffen im Niendorfer Gehege bei einer Fahrradtour
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Drozella,

ich teile Ihre Kritik an genau diesen Ampelschaltungen. Der Sinn ist, dass noch ein bisschen mehr Kapazität für den Autoverkehr rausgequetscht werden soll. Im Ergebnis entsteht aber bei vielen RadfahrerInnen genau das Gefühl, das Sie beschreiben. Und wenn man sich als VerkehrsteilnehmerIn zweiter Klasse fühlt, hat man vielleicht auch irgendwann keine Lust mehr aufs Radfahren. Und dann ist nicht mal was für die Kapazität der Straßen gewonnen.

Das zu ändern ist mir ein wichtiges Anliegen, auch weil viele andere BürgerInnen im Rahmen unseres Beteiligungsprojekts auf www.beweg-die-stadt.de eine ähnliche Kritik äußern.

Auf einer der Sitzungen des Verkehrsausschusses der letzten Monate hatte ich diese Kritik (in genau der Differenzierung, die Sie vornehmen) vorgebracht. Das war bei den Verantwortlichen auf Seiten des Senats (unserer Hamburger Regierung) auch angekommen. Gleichwohl wurde gesagt, dass man in Einzelfällen an einer solchen Regelung des Verkehrs festhalten wolle.

Es bleibt also ein Thema, wo für den Radverkehr noch etwas zu tun ist.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Till Steffen

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