Wenn Cannabis legalisiert wird, wie wollen Sie vermeiden, dass legal erworbenes Cannabis an Kinder weitergegeben wird? Glauben Sie das durch die Legalisierung der illigale Verkauf gestoppt wird?

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Zaklin Nastić
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Frage von Uwe K. •

Wenn Cannabis legalisiert wird, wie wollen Sie vermeiden, dass legal erworbenes Cannabis an Kinder weitergegeben wird? Glauben Sie das durch die Legalisierung der illigale Verkauf gestoppt wird?

Sehr geehrte Frau Nastić, gerade in Großstädten wie Hamburg und Berlin ist es auch für Kinder sehr leicht an Drogen zu gelangen. Warum? Welche Auswirkungen hat dies auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen im Bereich Gesundheit und schulische Entwicklung? Was ist Ihnen wichtiger Kinder oder Drogen?
MfG
U. K.

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Sehr geehrter Herr K.,

entschuldigen Sie bitte die deutlich verzögerte Antwort. Ich denke, ich kann Sie ein wenig beruhigen. Es ist nicht zu erkennen, dass die Ampel-Koalition in absehbarer Zeit die von ihr angestrebte Cannabis-Legalisierung vollziehen kann, denn die rechtliche Umsetzung dieses Vorhabens ist alles andere als ein Selbstläufer. Sowohl europäisches Recht als auch ein UN-Abkommen, die „Single Convention on Narcotic Drugs“ aus 1973, sind eigentlich recht eindeutig in der Sache und erschweren eine Legalisierung sehr.

Dennoch halte auch ich eine Legalisierung grundsätzlich für erstrebenswert und möchte im Folgenden auf Ihre Bedenken eingehen: Cannabis ist die mit Abstand am häufigsten konsumierte illegale Droge in Deutschland. Doch selbst das Verbot verhindert nicht, dass 30 Prozent der Bevölkerung hierzulande angeben, bereits in Kontakt mit Cannabis gekommen zu sein. Unter den Jüngeren sind es sogar noch deutlich mehr. Noch 1979 lag dieser Wert bei 17 Prozent. Eine Kriminalisierung der Konsumenten minimiert offensichtlich nicht den Konsum und ist somit nicht zielführend, sondern kontraproduktiv. Polizei und Gerichte würden durch eine Entkriminalisierung entlastet und der illegale Verkauf von Cannabis würde nach einer Legalisierung zwar nicht gänzlich verschwinden, aber doch massiv zurückgedrängt werden. Denn dem Dealer wird das Einkommen genommen und die Abgabe an Minderjährige auf genau diesem Weg reduziert werden.

Die Gefahr, dass Menschen, die trotz des Verbotes konsumieren, minderes, mit gefährlichen Substanzen gestrecktes „Zeugs“ kaufen ist unter den jetzigen Gegebenheiten groß. Und erst der Straßendealer gibt der These eine Plausibilität, über Marihuana an stärkere Drogen zu geraten. An staatlichen Abgabequellen wird ein solcher Kreuzkonsum nicht angeregt.

Es ist, wie Sie völlig richtig festhalten, für Jugendliche in den Großstädten leider überhaupt kein Problem, an Cannabis-Erzeugnisse zu gelangen, eben weil sich dieser Markt in der Illegalität Kontrollen und Mechanismen nicht unterwerfen lässt. Wer akzeptiert, dass der Kampf gegen die Drogen über Repressionen und Abschreckung offensichtlich nicht zu gewinnen ist, muss alternative Gedankengänge zulassen; die Entkriminalisierung des Cannabis gehört hier für mich ganz eindeutig hinzu. In den USA hat dieser Logik folgend Präsident Joseph Biden tausende Menschen begnadigt, die wegen des einfachen Besitzes (simple drug possession) von Cannabis verurteilt worden waren. Nicht unbedingt ein Akt der Güte, eher einer der Vernunft. Es ist auch hierzulande Millionen Menschen außerdem nicht glaubhaft darzustellen, warum Alkohol legal, Marihuana aber illegal ist. Jährlich sterben rund 74.000 Menschen an den unmittelbaren Folgen ihres Alkoholkonsums. Die Zahl der Todesopfer durch die Droge Cannabis hingegen beträgt: Null.

Mit freundlichen Grüßen,

Żaklin Nastic

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