Frage an André Hahn bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

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André Hahn
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Frage von Frank S. •

Frage an André Hahn von Frank S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Dr. Hahn ,

im vorigen Jahr wurde in einer Studie der Humboldt Universität Berlin über systematisches und organisiertes Doping in der BRD ,seit den siebziger Jahren ,berichtet. Haben Sie Erkenntnisse wie der Stand der Aufarbeitung dieser Straftaten/Vergehen ist und warum erfolgt keine Information der Öffentlichkeit. Soll hier etwas verschwiegen werden oder so lange verzögert ,das "bestimmte Sachverhalte" die personelle Konsequenzen haben müssten , verjährt sind? Warum werden hier nicht ,wie nach der Wende, gnadenlos Personen und Sachverhalte benannt?

Mit freundlichen Grüßen

F.Scholz

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DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Scholz,

ganz herzlichen Dank für Ihre Anfrage zum Thema "Dopingstudie" der Berliner Humboldt-Universität. Ich teile im Übrigen ausdrücklich Ihre darin indirekt zum Ausdruck kommende Kritik am extrem ungleichen Umgang mit der Doping-Vergangenheit in der DDR und der alten Bundesrepublik. Nach 1990 wurden frühere Leistungen von Ost-Sportlern oft von vornherein unter Doping-Verdacht gestellt, Trainer wurden strafrechtlich verfolgt, verloren reihenweise ihre berufliche Existenz oder mussten ins Ausland ausweichen. Es wurde von politisch interessierter Seite ganz intensiv an einem Zerrbild gearbeitet: Flächendeckendes Staatsdoping in der DDR und sauberer Sport in Westdeutschland. Beide Aussagen waren schlicht falsch, und deshalb ist es gut, dass es nun auch eine Studie zum systematischen Doping in der BRD gibt, wenngleich leider wichtige Dinge unter Verschluss gehalten werden.

Um nicht missverstanden zu werden: Ich lehne den Einsatz von Doping-Mitteln im Spitzen- wie im Breitensport entschieden ab. Gerade im Hochleistungssport, wo es in einigen Sportarten auch um sehr viel Geld geht, ist und bleibt es Betrug, wenn man sich durch Medikamente oder andere Doping-Praktiken Vorteile gegenüber seinen Kontrahenten verschafft. Deshalb bin ich persönlich auch für ein Anti-Doping-Gesetz, das im Bundestag beschlossen werden sollte. DIE LINKE will dazu noch in diesem Jahr einen eigenen Antrag ins Parlament einbringen.

In der von Ihnen erwähnten Studie geht es jedoch um Vorgänge, die zum Teil mehrere Jahrzehnte zurückliegen und endlich aufgearbeitet werden müssen. Umso unverständlicher ist es, dass Sachverhalte anonymisiert wurden und konkrete Namen zur Dopingpraxis im Westen jetzt nicht veröffentlicht werden sollen. Wir als LINKE sind nicht bereit, diese Vorgehensweise zu akzeptieren, und als Mitglied des Sportausschusses des Bundestags werde die Angelegenheit auch dort zur Sprache bringen. Gegenwärtig bereiten wir in der Arbeitsgruppe Sport der Fraktion eine Kleine Anfrage vor, in der auch die von Ihnen aufgeworfenen Probleme eine zentrale Rolle spielen werden und die noch im ersten Quartal 2014 bei der Bundesregierung eingereicht werden soll. In Abhängigkeit von der Beantwortung wird es dazu möglicherweise auch eine Plenardebatte im Bundestag selbst geben.

Ich hoffe, Sie sehen an diesen Ausführungen, dass wir das Thema sehr ernst nehmen und dazu auch schon konkrete parlamentarische Schritte unternommen haben.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. André Hahn MdB

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