Frage an Andrew Ullmann bezüglich Gesundheit

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Andrew Ullmann
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Frage von Andreas G. •

Frage an Andrew Ullmann von Andreas G. bezüglich Gesundheit

Guten Tag Herr Prof. Ullmann,
ich habe gestern die Hygiene Vorschriften für den Schulbesuchs meines Sohnes bekommen. Demnach darf er ohne Maske im Unterricht sitzen, muß diese aber tragen, wenn er alleine während des Unterrichts zur Toilette geht. Gleichzeitig stelle ich fest, dass in Deutschland noch Zigarettenwerbung erlaubt ist. Ich frage Sie nun als Arzt. Ist es noch verhältnismäßig wenn mein Sohn mit Mundschutz zu Toiletten gehen muss, obwohl die Zahlen der aktiv Corona Infizierten seit Anfang März stark zurückgehen? https://www.deutschlandfunk.de/coronavirus-aktuelle-zahlen-und-entwicklungen.2897.de.html?dram:article_id=472799 . Was tun Sie persönlich, damit die Regierung Maßnahmen zur Krankheitsvorsorge anordnet, die effektiv Gesundheit stärkt und Leben schützt ? Setzen Sie sich also ein für mehr Gesundheitsschutz wie konkret Tabakwerbeverbot oder Glyphosatverbot ein und können Sie verhindern, dass wir noch weitere Jahre unter solch sinnlosen Hygienevorschriften leiden müssen ?

Viele Grüße
Andreas Grenzdörfer

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Sehr geehrter Herr Grenzdörfer,

vielen Dank für Ihr Schreiben.
Angesichts des niedrigen Forschungsstandes, der unkontrollierten Infektionsketten und des eklatanten Mangels an Schutzausrüstung waren die einschneidenden Maßnahmen zu Beginn der Pandemie unumgänglich. Jede Alternative wäre unverantwortlich gewesen. Entsprechend unserer staatspolitischen Verantwortung haben wir die beschlossenen Maßnahmen deshalb im Bundestag mitgetragen und in mehreren Landesregierungen ausgestaltet und implementiert. Bereits damals haben wir aber sehr deutlich gemacht: Solche erheblichen Einschränkungen unserer Grund- und Freiheitsrechte müssen tagtäglich hinterfragt und neu bewertet werden.
Wir müssen nun die Krisenstrategie verändern: Nicht jede Maßnahme, die anfangs notwendig war oder aus Vorsicht verhängt wurde, ist jetzt noch verhältnismäßig oder hat sich in ihrer Wirksamkeit bestätigt. Die Zeit der Einmütigkeit beim Krisenmanagement ist nun vorbei. Freiheit und Gesundheit dürfen nicht weiter gegeneinander ausgespielt werden. Das Gesundheitssystem ist alarmiert, die Menschen sensibilisiert, Versorgungslücken werden geschlossen und unser Wissensstand über das Virus wächst mit jedem Tag.
Deshalb sehe ich die aktuellen Beschlüsse der Bundeskanzlerin und der Ministerpräsidenten zum Teil kritisch. Entscheidend ist meiner Meinung nach nicht, was geöffnet und was geschlossen ist. Sondern entscheidend ist, ob überall die Hygieneregeln eingehalten werden können.
Zur Eindämmung des Coronavirus bin ich für bundesweite Grundregeln. Zusammengefasst wären das fünf Punkte: Abstand halten, eine Maske tragen, wo es notwendig ist, persönliche Hygiene aufrechterhalten, Infektionsketten nachverfolgen und Testkapazitäten vorhalten. Diese Regeln könnten je nach Infektionsgeschehen regional verschärft werden. Selbstverständlich müssen Hygienekonzepte auch an deren Praktikabilität angepasst werden. Am wichtigsten ist jedoch, dass wir diese Grundregeln einhalten, um uns und unsere Mitmenschen zu schützen. Wie diese Maßnahmen konkret aussehen müssen, liegt in der Kompetenz der Gesundheitsämter vor Ort. Diese sollten, meiner Ansicht nach, im engen Austausch mit auch mit den Schulleitungen über sinnvolle und durchführbare Hygienemaßnahmen entscheiden.
Über den konkreten Fall an der Schule Ihres Sohnes kann ich mich nicht äußern, da mir die Informationen des Gesundheitsamtes und des Schulträgers fehlen und ich mithin nicht beurteilen kann, auf welcher Grundlage und mit welcher Intention konkrete Maßnahmen getroffen wurden.
Seien Sie versichert, dass wir auch weiterhin Maßnahmen überprüfen, unverhältnismäßige Einschränkungen identifizieren und uns für einen intelligenten und zielgerichteten Gesundheitsschutz unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger einsetzen werden. Wir bleiben dran.

Ihnen persönlich wünsche ich alles Gute – bleiben Sie vor allem gesund!

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Andrew Ullmann

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