Frage an Andrew Ullmann bezüglich Gesundheit

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Andrew Ullmann
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Frage von Sebastian R. •

Frage an Andrew Ullmann von Sebastian R. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Ullmann,

da Sie Mitglied vom Gesundheitsausschuss sind, folgende Frage:
In der Corona Pandemie besteht die Gefahr das die Intensivbetten in den Kranken Häusern nicht ausreichen. Wie engagieren Sie sich langfristig dafür das noch mehr Intensivbetten zu Verfügung stehen, um den Hilferuf aus den Krankenhäusern entgegen zu wirken?
Auf der folgenden Intranetseite:
https://www.intensivregister.de/#/aktuelle-lage/zeitreihen
in der zweiten Grafik werden die belegten und freien Intensivbetten im letzten Jahr dargestellt.
Wie kommt es dazu das die Anzahl der freien Intensivbetten abgenommen haben obwohl die Belegten Betten nahezu konstant geblieben ist?
In der neuen Änderung des Infektionsschutzgesetz habe ich darüber nichts gefunden. Ich denke, dass das die Ausgangssperren und die anderen Maßnahmen nur kurzfristig sinnvoll sind, langfristig ist ein Ausbau der Intensivbetten sinnvoller, da der Lockdauen auch negative Effekte hat.
Was wissen Sie und wie ist Ihre Meinung darüber?

Vielen Dank im Voraus für Ihre Stellungnahme!
Mit freundlichen Grüßen
Sebastian Rust

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Antwort von
FDP

Sehr geehrter Herr Rust,

haben Sie vielen Dank für Ihre Nachricht. Wir freuen uns immer über hilfreiche Anregungen.

Sie sprechen einen wichtigen Punkt an.

Allgemein verfügt Deutschland im internationalen Vergleich über eine hohe Versorgungsdichte mit Intensivbetten in Krankenhäusern. Wie das Statistische Bundesamt Destatis mitteilt, geht dies aus einem Vergleich der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) auf Basis verschiedener Erhebungen in zehn ihrer Mitgliedstaaten aus den Jahren 2013 bis 2020 hervor. Demnach kamen in Deutschland 33,9 Intensivbetten auf 100 000 Einwohnerinnen und Einwohner, wobei in der Krisensituation die Kapazitäten weiter ausgebaut wurden. Deutlich geringer waren die Kapazitäten in den gegenwärtig besonders stark von der Corona-Pandemie betroffenen Staaten Spanien mit 9,7 und Italien mit 8,6 Intensivbetten je 100 000 Einwohnerinnen und Einwohnern.

Der anscheinende Rückgang von Intensivbetten beruht auf einer formalen Ungenauigkeit. Im Frühjahr 2020 wurde das Intensivregister eingeführt, um einen Überblick über unsere Kapazitäten zu erlangen. Jedoch wussten viele Einrichtungen zu diesem Zeitpunkt nicht, ab wann ein Intensivbett im Register gelistet werden kann. Dazu zählt nämlich nicht nur die Ausstattung mit einem Beatmungsgerät, sondern insbesondere die Verfügbarkeit des ausgebildeten Personals. Daraus folgte, dass wir am Anfang des letzten Jahres eine relativ hohe Anzahl von Intensivbetten gelistet hatten, diese jedoch im Laufe der Korrekturen sank. Erst etwa ab Oktober hatten wir einen realen Überblick über die Anzahl der Betten, als die Krankenhäuser nur noch diese zählten, die unter Voraussetzung der Einhaltung des Personalschlüssels sowie den technischen Anforderungen zur Verfügung standen. Formal hat deshalb die Zahl im Intensivregister abgenommen. Tatsächlich handelt es jedoch einfach um die Menge, die uns einen wirklichkeitsgetreuen Überblick über unsere Ressourcen liefert.

Keine Klinik würde freiwillig Intensivbetten abbauen. Der Fachkräftemangel ist das wirkliche Problem, weshalb nicht mehr Plätze angeboten werden können. Denn zeitgleich ist die Anzahl jener Kliniken, die Personalprobleme auf Intensivstationen im Register melden, deutlich angestiegen. Bevor Jens Spahn also einen strikten Personalschlüssel einführte, der dafür sorgt, dass teilweise sogar Notfallpatienten abgewiesen werden müssen, damit die Krankenhausführung nicht gegen bestehende Auflagen verstößt, hätte das Problem des Fachkräftemangelns in Angriff genommen werden müssen.

Gern können Sie sich meine Rede zur Intensivbettenversorgung unter folgendem Link anschauen: https://www.fdpbt.de/plenarrede/rede-prof-dr-andrew-ullmann-aktuelle-stunde-intensivbettenversorgung

Ich bedanke mich für Ihr Interesse und wünsche Ihnen alles Gute, bleiben Sie vor allem gesund!

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Andrew Ullmann

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