Bildungsgerechtigkeit im Saarland - Die Bevorzugung der klassischen Gymnasien?

Angelika Hießerich-Peter - Freie Demokratin
Angelika Hießerich-Peter
FDP
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Frage von Achim O. •

Bildungsgerechtigkeit im Saarland - Die Bevorzugung der klassischen Gymnasien?

Sehr geehrte Frau Hießerich-Peter,
es scheint mir, als seien andere Schulformen als die klassischen Gymnasien im Saarland ein "notwendiges" Übel für die Landespolitik. Das wird besonders an den Lehrplänen deutlich, die in großen Teilen Schüler:innen, z.B. der Gemeinschaftsschulen, den Zugang zum Abitur extrem erschweren. Falls die Schüler:innen in die gymn, Oberstufe, z. B. an einem BBZ eintreten, haben sie mit enormen Defiziten zu kämpfen, da die Lehrpläne für die gymn. Oberstufe auf dem Sachwissen, das NUR an den Gymnasien in der SEK I vermittelt wurde, aufbauen. Von einer transparenten Bildungsdurchlässigkeit "nach oben" und einer Chancengleichheit kann hier nicht die Rede sein.
Dazu kommt noch das schwierigste Abiturverfahren im gesamten Bundesgebiet, was den Abiturient:innen den Zugang zu Studiengängen im innerdeutschen Wettbewerb erschwert. Wie stehen Sie zu dieser Thematik?

Angelika Hießerich-Peter - Freie Demokratin
Antwort von
FDP

Guten Tag, sehr geehrter Herr O.

vielen Dank für Ihre Anfrage zur Bildungspolitik im Saarland.

Bildung ist für uns Freie Demokraten der Schlüssel für den sozialen Aufstieg und für ein selbstbestimmtes Leben. Unser Bildungssystem muss daher optimale Bedingungen für alle Schüler bieten. Jedem sollte es ermöglicht werden, sein volles Potential auszuschöpfen. Aktuell ist dies leider noch nicht der Fall. Die von Ihnen angesprochenen Mängel im saarländischen Bildungssystem sind daher auch aus unserer Sicht kritisch und müssen angegangen werden. Insgesamt muss unser Bildungssystem endlich im 21. Jahrhundert ankommen.

Im Saarland wollen wir dafür sowohl bei Personal, Infrastruktur als auch Lehrplänen Verbesserungen machen. So sollen Lehrer in Zukunft wieder unbefristet eingestellt werden und insgesamt der Personalschlüssel in allen saarländischen Betreuungs- und Bildungseinrichtungen verbessert werden. Gleichzeitig braucht es einen Schub bei der Digitalisierung unserer Schulen. Die Coronapandemie hat gezeigt das Breitbandanschlüsse, Wlan-Netze und Lern-Software heute grundlegend sind. Wir wollen außerdem mehr Studienplätze schaffen, von der IT bis zum Grundschullehramt, damit die akademische Lehre im Saarland besser zugänglich wird. Das hilft nicht nur Interessierten sondern stärkt in Zeiten des Fachkräftemangels auch unsere Region. Zudem setzen wir uns für eine Stärkung der unterschiedlichen Schulzweige ein und einen stärkeren Fokus auf Programmieren, Mehrsprachigkeit und Wirtschaft, damit Absolventen aller Zweige praxisorientierte Fähigkeiten erlangen können. Gleichzeitig wollen wir die berufliche bildung stärken und die Berufsorientierung in allen Schulformen schon möglichst früh angehen. So können Kinder früh ihre Talente erkennen und Weichen für individuelle Erfolgserlebnisse gestellt werden. Aus unserer Sicht muss der Meister so viel Wert sein wie der Master.

Auf Bundesebene setzen wir uns zudem dafür ein, dass ein zusätzlicher Prozentpunkt des Mehrwertsteueraufkommens für Bildung verwendet wird. Wir wollen einen Digitalpakt 2.0, der Digitalisierung ganzheitlich angeht und Hard- wie Software sowie die Aus- und Fortbildung der Lehrkräfte fördert. Zudem wollen wir den, wie von Ihnen angesprochenen, Problemen eines dysfunktionalen Bildungsföderalismus durch bundeseinheitliche Abschlussprüfungen sowie ein grundlegende Reform entgegentreten.

Herzliche Grüße

Angelika Hießerich-Peter