Frage an Annette Widmann-Mauz von Gabriele D. bezüglich Gesundheit
Guten Tag Frau Widmann-Mauz,
wenn Sie so sehr für ein suchtfreies Leben sind, frage ich mich, warum weiterhin in allen Geschäften hochprozentige Spirituosen verkauft weden. Ist Alkohol keine Einstiegsdroge? Warum gibt es im Fernsehen immer noch Werbung für Alkohol und warum prangen an den Bushaltestellen Werbeplakate für Zigaretten?
In diesem Zusammenhang frage ich mich, warum jeder 18-jährige problemlos Schnaps und Zigaretten kaufen kann, aber Cannabis kriminalisiert wird.
Soweit mir bekannt ist, sterben wesentlich mehr Menschen an den Folgen von Alkohol und Zigaretten als an den Folgen von Cannabiskonsum.
Warum ändern Sie daran nichts? Möchten Sie sich da vielleicht nicht mit der Tabak- und Alkohollobby anlegen? Und das sind ja auch gute Steuereinnahmen.
Freundliche Grüße
G. D.
Sehr geehrte Frau D.,
für Ihren Diskussionsbeitrag vom 16. September dieses Jahres danke ich Ihnen herzlich.
Ihre Sorgen mit Blick auf die Gefahren übermäßigen Alkoholkonsums und die gesundheitlichen Auswirkungen des Rauchens kann ich gut verstehen. Gerne berichte ich Ihnen, dass die Bundesregierung in der vergangenen Legislaturperiode nicht nur die eigenen Präventionsanstrengungen in diesen Bereichen deutlich ausgebaut hat. Mit dem Präventionsgesetz haben wir darüber hinaus ein völlig neues Instrument geschaffen, um die Finanzierung von Maßnahmen der Gesundheitsprävention durch die Krankenkassen zu ermöglichen – ein großer Schritt hin zu einer flächendeckenden Suchtprävention.
Konkret sprechen Sie die Frage der Werbung an: Wie Sie den Medien entnommen haben werden, hat die Bundesregierung im Jahr 2016 einen Gesetzentwurf beschlossen, der weitgehende Beschränkungen der Tabakwerbung, insbesondere ein Verbot der Tabakaußenwerbung, vorsah. Aus gesundheitspolitischer Sicht bedaure ich es sehr, dass dieser Gesetzentwurf im Deutschen Bundestag nicht zur Abstimmung gekommen ist. Die Frage der Tabakwerbung bleibt damit auf der politischen Agenda. Die von Ihnen ebenfalls kritisierte Alkoholwerbung unterliegt, was vielen nicht bekannt ist, schon heute einer Vielzahl untergesetzlicher Beschränkungen. Unabhängig davon hat sich die Drogenbeauftragte nachdrücklich dafür ausgesprochen, dass zumindest gebührenfinanzierte Sender ihre Werbestrategie mit Blick auf Alkoholprodukte überdenken.
Auch der Zugang zu Alkohol stellt eine Herausforderung dar – diesbezüglich teile ich Ihre Wahrnehmung. Trotz eines klaren Verbotes des Verkaufes alkoholischer Getränke an unter 16- bzw. unter 18-Jährige gelingt es Jugendlichen regelmäßig, Alkohol zu erwerben. Die Drogenbeauftragte hat im vergangenen Jahr deutlich auf diese Problematik hingewiesen, an den Handel appelliert, seiner Verantwortung nachzukommen und die Kommunen aufgefordert, die Einhaltung der Jugendschutzregeln in Zukunft konsequenter zu kontrollieren. Als besonders wirkungsvoll haben sich in diesem Zusammenhang die sogenannten Testkäufe erwiesen.
Klar ist: Wir brauchen eine grundlegende Diskussion über den richtigen Umgang mit legalen und illegalen Suchtstoffen – ich freue mich, dass Sie hieran aktiv mitwirken!
Mit freundlichen Grüßen
Annette Widmann-Mauz MdB