Warum verweigern Sie sich einer solidarischen Bürgerversicherung und nehmen damit eine Diskriminierung im Gesundheitswesen von fast 90 Prozent der Bevölkerung in Kauf?

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Annette Widmann-Mauz
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Frage von Harald J. •

Warum verweigern Sie sich einer solidarischen Bürgerversicherung und nehmen damit eine Diskriminierung im Gesundheitswesen von fast 90 Prozent der Bevölkerung in Kauf?

Sehr geehrte Frau Widmann-Mauz,
als gesundheitspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion sind Sie besonders dazu prädestiniert, mir auf obige Frage zu antworten.
Nachfolgend schildere ich kurz meine deprimierenden Erfahrungen bei dem Versuch zwischen dem 14.7, und dem 15.7.21 bei verschieden Radiologen einen Termin für eine MRT zu bekommen, z.B.:
Telefonisch: Taste 1 für gesetzlich Versicherte: Kein Durchkommen, nach 15 Min. Warteschleife rausgeworfen, mehrmals zwei Tage lang versucht.
Versuch per Email: Antwort: "Leider können wir Ihnen im absehbaren Zeitraum keinen Termin für die angeforderte Untersuchung anbieten.“
Nächster Tag bei genau dieser Praxis wieder telefonisch versucht, zuerst wieder mit Taste 1 , dasselbe wie am Tag zuvor, dann mit Taste 2 für Privatversicherte: Nach 3 Sek war die Sprechstundenhilfe am Telefon, Termin kein Problem: am Fr. 30.7.21.

Da ist man nur noch fassungslos und merkt am eigenen Leib, was Diskriminierung bedeutet!!

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CDU

Sehr geehrter Herr Jankiewitz,

nach dem, was Sie mir schildern, kann ich Ihren Unmut sehr gut nachvollziehen. Bei der Vergabe von zeitnahen Facharztterminen müssen wir noch mehr tun. Mit dem Terminservice- und Versorgungsgesetz haben wir 2019 bereits wichtige Verbesserungen auf den Weg gebracht, damit Patientinnen und Patienten schneller Arzttermine bekommen – vor allem über den Aufbau der Terminservicestellen und mehr ärztlichen Angeboten in unterversorgten Gebieten.  

Eine umfassende Versorgung der Bürgerinnen und Bürger und den Erhalt unseres Gesundheitssystems erreichen wir auch in Zukunft am besten mit dem Zusammenspiel von gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen. Ich bin gegen die Einführung einer Einheitsversicherung, da ich überzeugt bin, dass diese einer Zwei-Klassen-Medizin erst recht den Weg bereiten würde. Ein solches Modell löst weder die finanziellen noch strukturellen Probleme der gesetzlichen Krankenkassen, noch sorgt es für mehr Gerechtigkeit. Mangels Konkurrenz würden am Ende alle gesetzlich Versicherten schlechter versorgt sein als heute. Die, die es sich leisten könnten, würden sich ohnehin Gesundheitsleistungen auf dem Markt dazu kaufen. Das belegen auch internationale Vergleichsstudien: Erst die Leistungsrationierung in einem einheitlichen System führt dazu, dass Unterschiede in der Versorgung entstehen und schließlich die Möglichkeit zur Selbstzahlung über den Zugang zu medizinischen Leistungen entscheidet.

Mit freundlichen Grüßen

Ihre Annette Widmann-Mauz

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