Frage an Anton Hofreiter bezüglich Verkehr

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Anton Hofreiter
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Alexandra G. •

Frage an Anton Hofreiter von Alexandra G. bezüglich Verkehr

Guten Abend,
zur Elektromobilität habe ich als Laie einige Fragen:
1. Der rasant steigende Bedarf an Strom wird durch erneuerbare Energien auf längere Sicht nicht zu decken sein. Wie heißt Ihre Lösung? Etwa Zukauf von Atomstrom aus den Anrainerstaaten und Kohleverstromung? ;-)
2. Die Verwertung bzw. Entsorgung von ausgedienten E-FZ. Wie wird diese aussehen? Davon hört man überhaupt nichts.
3. E-FZ geraten vergleichsweise schnell in Brand und sind kaum zu löschen, insbesondere, wenn sie unter Wasser geraten. Wer soll diese riesigen Haftungsrisiken übernehmen? Die Versicherungsbeiträge werden künftig unerschwinglich, wenn die Schadenhöhen steigen.
Hat die Politik bei der Elektrifizierung von Fahrzeugen lobbygetrieben zu kurz gedacht und aufs falsche Tech-Pferd gesetzt?
Ich freue mich auf Ihre Antworten.
Freundliche Grüße
Alexandra Gaub

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Gaub,

vielen Dank für Ihr Interesse an meiner Arbeit und Ihre Fragen, die ich gerne beantworte:

1) Die Elektromobilität ist nicht nur eine klimafreundliche, sondern auch eine sehr energieeffiziente Antriebsart - nicht nur im Vergleich zu fossil betriebenen Fahrzeugen, sondern z.B. auch gegenüber Wasserstoff und synthetischen Kraftstoffen, für deren Produktion ein Vielfaches des Stroms benötigt wird, der in einem E-Auto direkt genutzt werden kann. Je nach Annahmen zur Fahrleistung und zum Stromverbrauch von E-Autos wird davon ausgegangen, dass der Strombedarf bei einem Austausch aller fossilen Pkw durch E-Autos weniger als ein Fünftel der Bruttostromerzeugung des Jahres 2019 ausmachen würde. Diese Menge ist nicht irrelevant, aber durch den Ausbau erneuerbarer Energien durchaus zu realisieren. Die benötigte Strommenge kann sogar geringer ausfallen, wenn endlich bessere Alternativen zum eigenen Auto geschaffen werden und somit die Pkw-Fahrleistung abnehmen kann. Hinzu kommt, dass Deutschland zuletzt mehr Strom exportiert als importiert hat.

2) Jedes Auto, unabhängig von seiner Antriebsart, muss aus unserer Sicht umfassend recycelt werden. Oft wird bezweifelt, dass sich E-Autos überhaupt verwerten lassen. Es zeigt sich aber: Das Recycling von E-Auto-Batterien funktioniert technisch bereits sehr gut, doch bislang fehlen gesetzliche Regeln, die ein umfangreiches Recycling auch vorschreiben. Wir setzen uns für hohe Sammelquoten ein, damit mehr Akkus ins Recycling gelangen. Außerdem brauchen wir separate Recyclingquoten für die Rohstoffe und eine Vorgabe, dass zurückgewonnene Materialien in neuen Produkten eingesetzt werden.

3) Nach Angaben des ADAC sagt die Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren und des Deutschen Feuerwehrverbandes, dass sich E-Autos hinsichtlich der Gefährdungsbeurteilung nicht von Verbrennerfahrzeugen unterscheiden. Auch Experimente der Feuerwehren hätten gezeigt, dass die Brandintensität nicht von der Antriebsart abhängt, sondern mit den verbauten Materialien, darunter insb. Kunststoff, zusammenhängt.

Mit freundlichen Grüßen
Team Anton Hofreiter

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