Frage an Christian Schmidt von Karl-Heinz G. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrter Herr Schmidt,
mit Entsetzen habe ich Ihre nachfolgende Erklärung, welche Sie der Funke-Mediengruppe gaben, zur Kenntnis genommen.
"Agarminister Christian Schmidt verteidigt die Entscheidung der Regierungskoalition, die millionenfache Tötung männlicher Küken weiter zu erlauben. Schmidt allerdings zeigte sich zuversichtlich, dass die Entwicklung eines wissenschaftlichen Verfahrens das Töten noch dieses Jahr überflüssig macht.
Wer keine Alternativlösung zum Kükenschreddern anbieten könne, argumentiere unehrlich, sagte CSU-Politiker Christian Schmidt den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Bei einem Verbot würden die Brütereien in Deutschland schließen und ins Ausland abwandern." Dort würden Küken aber ebenfalls geschreddert."
Die Praxis, die Sie hier als alternativ los bezeichnen, ist m. E. unmenschlich, unchristlich und verstößt überdies gegen den als Staatsziel erklärten Tierschutz. Ein "Totschlagargument", wonach bei einem Verbot in Deutschland die grausame Praxis im Ausland auch ausgeübt würde, könnte praktisch jedem anderen, aus wirtschaftlichen Gründen begangenen Vergehen Tür und Tor öffnen.
Ich frage Sie nun nicht nur als Politker, sondern auch als Menschen und Christ, der Sie zumindest Ihrer Zugehörigkeit zu einer Partei, welche das "C" im Namen trägt sein sollten: Können und wollen Sie wirklich die barbarische Massentötung gerade geborenen Lebens weiterhin kaltherzig in Kauf nehmen?
Mit freundlichen Grüßen
Karl-H. W. Greve
Sehr geehrter Herr Greve,
vielen Dank für Ihre Anfrage und Ihr Interesse an einem Kernthema meines Ressorts.
Die Nutztierhaltung ist mit ihren Folgen für Tier und Umwelt ein politischer Schwerpunkt des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Besonders der Tierschutz hat eine hohe Priorität. Ziel meiner Land- und Ernährungspolitik ist die Verbesserung der Haltungsbedingungen bei Nutztieren. Aus diesem Grund hat mein Haus im September 2014 die Tierwohl-Initiative „Eine Frage der Haltung“ gestartet. Dabei haben wir alle Beteiligten, darunter Erzeuger, Industrie, Länder, Forschung, Handel und Verbraucher zu einem Pakt der Verantwortung an einen Tisch geholt.
Zahlreiche Initiativen auf nationaler und europäischer Ebene sind mittlerweile daraus hervorgegangen. Dazu gehören zum Beispiel Hilfen für Verbraucher, die tierschutzgerecht einkaufen wollen, Zulassungsverfahren für bessere Stalleinrichtungen oder die Weiterentwicklung von Tierschutz-Indikatoren zur Bewertung der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung.
Die Tierwohl-Initiative wendet sich auch gegen das sinnlose Töten von Küken. Es ist sowohl aus tierschutz- als auch aus ethischer Sicht unerträglich, dass jedes Jahr rund 45 Millionen männliche Küken getötet werden, nur weil sie das falsche Geschlecht haben. Um diese Praxis schnellstmöglich zu beenden, setzt das BMEL auf die Forschung. Dabei ist die Entwicklung praktikabler Alternativen bereits weit fortgeschritten. Ein mit Mitteln des BMEL an der Universität Leipzig entwickeltes Verfahren steht kurz vor dem Abschluss. Ab Ende 2016 können hier die Ergebnisse erwartet werden.
Nach Auffassung der Bundesregierung bedarf es praxisreifer und marktfähiger Alternativen, damit die Praxis des Kükentötens beendet wird. Denn mit dem Erlass eines Verbotes ohne gangbare Alternative besteht das Risiko, dass sich die Kükenproduktion und die damit verbundene Tierschutzproblematik lediglich ins Ausland verlagern. Die Bundesregierung ist zuversichtlich, dass die Erforschung von Verfahren zur Geschlechtsbestimmung im Brutei („In-ovo“) als Alternative zum Kükentöten in absehbarer Zeit eine Lösung verspricht. Ein solches Verfahren wäre für den flächendeckenden Einsatz geeignet.
Dieses Vorgehen steht übrigens im Einklang mit meiner persönlichen Überzeugung von der Verantwortungsethik im Sinne Max Webers, die ich der Gesinnungsethik vorziehe! Damit lassen sich zwar manchmal keine schnellen Verbote erreichen, dafür aber der langfristige und gerichtsfeste Schutz von Küken.
Informationen zur Tierwohl-Initiative finden Sie auch unter: www.tierwohl-staerken.de und www.bmel.de.
Mit freundlichen Grüßen
Christian Schmidt MdB