Ausbau der Windenergie: Schlechte Öko- und Wirtschaftlichkeitsbilanz. Und Windparks produzieren tieffrequenten Schall / Infraschall

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Dietmar Bartsch
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Frage von Mariam D. •

Ausbau der Windenergie: Schlechte Öko- und Wirtschaftlichkeitsbilanz. Und Windparks produzieren tieffrequenten Schall / Infraschall

Sehr geehrter Herr Bartsch,
Thema Ausbau der Windenergie: Sie wissen wahrscheinlich, dass die Ökobilanz und die Wirtschaftlichkeit dieser Energieart umstritten ist, u.a. wegen des Material-Inputs für die Windräder und der ungeklärten Entsorgung der Ungetüme, wenn ihre Laufzeit nach etwa 20 Jahren beendet ist.
Wissen Sie auch, dass Windräder tieffrequenten Schall bzw. Infraschall absondern? Und dass Auswirkungen dieses Umweltfaktors auf Anwohner*innen von Windparks nicht erfasst und bewertet werden können, weil Grenzwerte fehlen und es kein eigenständiges Meßverfahren gibt? Darauf weist u.a. das Umweltbundesamt in einer Publikation aus dem Jahre 2017 hin: „Tieffrequente Geräusche im Wohnumfeld – Ein Leitfaden für die Praxis“.
Und wissen Sie auch, dass Infraschall waffenfähig ist? https://fragdenstaat.de/anfrage/mikrowellen-emf-elektromagnetische-strahlung-infraschalltieffrequenter-schall/#nachricht-468065
Bitte um Ihre Meinung. Dank & Gruß Mariam Dessaive

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Sehr geehrte Frau Dessaive,

sowohl die Ökobilanz als auch die Wirtschaftlichkeit der Windenergienutzung in Deutschland sind hervorragend, vor allem wenn man sie mit fossilen Energiequellen vergleicht. Windstrom ist heute die günstigste Energiequelle in Deutschland. Nur Strom aus großen Photovoltaik-Freiflächenanlagen ist zuweilen billiger (https://www.ise.fraunhofer.de/de/presse-und-medien/presseinformationen/2021/studie-zu-stromgestehungskosten-erneuerbare-energien-aufgrund-steigender-co2-kosten-den-konventionellen-kraftwerken-deutlich-ueberlegen.html).

Auch aus ökologischer Perspektive ist die Windkraft mit die beste Lösung für die Stromerzeugung. Die Ökobilanz von Atomkraftwerken jedenfalls, die über Hunderttausende von Jahren strahlenden Atommüll hinterlassen, ist verheerend. Der Müll von Windkraftanlagen ist zwar teilweise schwierig zu recyclen, aber im Gegensatz dazu nicht gefährlich. Die Ökobilanz von Kohlekraftwerken, deren Emissionen nicht nur das Weltklima massiv schädigen, sondern auch Atemwegserkrankungen auslösen, deren Brennstoff zu fördern ganze Landschaften und Dörfer zerstörte und noch zerstört, sieht ebenfalls weit schlechter aus als die jeglicher erneuerbaren Energienutzung.

Was den Infraschall angeht: Hier hat das Wirtschaftsministerium jahrelang falsche Zahlen verbreitet. Es gibt valide Zahlen und die zeigen, dass der Infraschall, den Windkraftanlagen erzeugen, in der Regel sogar geringer ist als der von normalen Umgebungsgeräuschen (wie z.B. Wind) und deshalb gar nicht mehr messbar ist. Die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz in Baden-Württemberg hatte sich in einer Messkampagne zwischen 2013 und 2015 mit Infraschall durch Windräder befasst. Spoiler: Er spielt keine Rolle: https://www.br.de/radio/bayern2/streit-um-infraschall-rechenfehler-und-stimmungsmache-100.html.

In der von Ihnen erwähnten Studie des UBA geht es nicht um Windparks, sondern um kleine Anlagen im unmittelbaren Wohnumfeld. Sie ist außerdem veraltet, eine aktuelle Fassung finden Sie hier: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1410/publikationen/2020-07-08_texte_13-2020_tieffrequente-geraeusche-wohnbebauung.pdf. Auch diese Studie kommt zu dem Schluss, dass "die Schalldruckpegel der Rotorbewegungen im Bereich der Grundfrequenz auch im Nahbereich der Anlage gering und somit in den meisten Fällen unterhalb der Wahrnehmungsschwelle" sind. Eine Gefahr durch Infraschallemissionen von Windrädern besteht also nicht.

Freundliche Grüße

Dr. Dietmar Bartsch

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