Sehr geehrter Herr K.,

Vielen Dank für Ihre Frage. Wir als FREIE WÄHLER haben uns in der Abstimmung enthalten.

Neue Züchtungstechnologien sind kein Allheilmittel für die Herausforderungen der Landwirtschaft - aber sie haben das Potential, für die Anpassung an den Klimawandel und dem Schutz der Biodiversität notwendige Fortschritte in der Pflanzenzüchtung enorm zu beschleunigen. Eine sachgerechte Regulierung war überfällig.

Ich sehe mich Verbraucherschutz, Transparenz, Wahlfreiheit und Vorsorgeprinzip verpflichtet. Deshalb muss Gesetzgebung verantwortungsvoll auf Basis von Fakten und dem aktuellen Stand der Wissenschaft getroffen werden. Für die neuen Züchtungstechnologien ist es in dieser Hinsicht vor allem wichtig, dass zwischen mit artfremden Genomen veränderte (transgenen) Sorten unterschieden wird, und solchen, die auch natürlich oder über den Weg konventioneller Züchtung (sogenannte "natur-identische Züchtungen") hätten erreicht werden können. Das Versprechen "ohne Gentechnik" bezieht sich bisher eindeutig auf transgene Sorten – eine Umdeutung hinzu natur-identischen Sorten ist unangemessen.

Auch müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass der Biosektor den neuen Techniken skeptisch gegenüber steht. Der Kommissionsvorschlag schließt deshalb die Verwendung in der Biolandwirtschaft aus. Auch darüber hinaus wird er den Anforderungen von Transparenz, Wahlfreiheit und Vorsorgeprinzip gerecht - durch eine angemessene Einordnung von Risiken und einer Kennzeichnungsverpflichtung für Saatgut. Das Parlament bestätigt diese Aspekte, setzt sich darüber hinaus für Verbote von Patenten auf Pflanzen ein und fordert eine weitreichendere Kennzeichnung - ein guter Ansatz.

Inwiefern die von uns angelegten hohen Maßstäbe an Transparenz mit den im Plenum angenommenen Änderungsanträge erreicht wurde, bzw. was das für die Kompromisse im Trilog bedeutet, bleibt abzuwarten.

Beste Grüße aus Brüssel

Engin Eroglu