Frage an Ernst Dieter Rossmann bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

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Ernst Dieter Rossmann
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Frage von Michelle K. •

Frage an Ernst Dieter Rossmann von Michelle K. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie

Sehr geehrter Herr Rossmann,

anlässlich meiner Facharbeit im Fach Deutsch habe ich mich eingehend mit dem Thema "Rassismus in Kinderliteratur" bzw. den unterschiedlichen Formen von Rassismus in literarischen Werken, welche an Kinder adressiert sind, beschäftigt. In diesem Rahmen kam auch die folgende Frage auf: Sollte Kinderliteratur, welche rassistische Formulierungen beziehungsweise Begrifflichkeiten aufweist, umgeschrieben werden? Wie stehen Sie, als Vorsitzender des Ausschuss für Bildung, Forschung und Technologiefolgenabschätzung zu dieser Frage?

Mit freundlichen Grüßen,
M. K.

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Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau K.,

vielen Dank für Ihre Anfrage über abgeordnetenwatch.de. Das von Ihnen bearbeitete Thema des Umgangs mit Rassismus und rassistischen Sprachbildern in Kinderliteratur ist wichtig und ein spannendes Feld für die Recherche zu einer Facharbeit. Der Deutschunterricht und die Germanistik an den Universitäten setzen sich zu Recht damit auseinander, ob und wie veränderte gesellschaftlicher Normen und eine höhere Sensibilität gegenüber diskriminierender Sprache in Neuauflagen von Kinderbüchern aber auch in der Literatur insgesamt mit berücksichtigt werden müssen. Die SPD und auch ich persönlich engagieren uns gegen Rassismus und setzen uns für eine Gesellschaft ohne Ausgrenzung ein. Rassismus hat gerade auch in Kinderliteratur nichts zu suchen und wir müssen aufmerksam sein, welche Vorurteile und Klischees auch über mediale Inhalte für Kinder und Jugendliche immer wieder aufs Neue gelernt, verstärkt und so auch auf die neuen Generation übertragen werden.

Daher ist vor allem bei der Veröffentlichung aktueller und neuer Literatur darauf zu achten, dass sie frei von Rassismus und diskriminierender Sprache ist. Aber es ist keine einfache Frage, wie wir mit älteren Werken umgehen sollen, die aus einer Zeit stammen, in der andere, heute klar als diskriminierend wahrgenommene Worte und Sprachbilder noch selbstverständlich waren. Hier gilt für mich der Grundsatz, dass wir uns als Politiker zwar an der gesellschaftlichen Debatte beteiligen sollten, es aber keine direkten Vorgaben an Verlage und Übersetzungen seitens Politik und Regierung geben kann.

Zum einen vermittelt ältere Kinder-Literatur und die darin verwendete Sprache eine Zeit und ein Denken, das wir nicht vergessen sollten. Auch um zu sehen und nachzuvollziehen, wie wertvoll und eben nicht selbstverständlich freie, demokratische und weltoffene Werte sind. Zum anderen muss Kindern dieser historische Kontext natürlich mit vermittelt werden, was gerade im Rahmen eines Kinderbuches nicht immer einfach ist.

Persönlich würde ich bevorzugen, wenn bei Neuauflagen und Neuübersetzungen ein Weg gefunden wird, offensichtlich rassistische und diskriminierende Sprache zu modernisieren und diskriminierungsfrei zu gestalten, ohne dass der ursprüngliche Charakter der Literatur und die Intention der Autorinnen und Autoren verloren geht. Im Deutschunterricht in den Schulen und in den Seminaren und Vorlesungen an den Universitäten kann diese Debatte dann zum Anlass genommen werden, um etwa aufzuzeigen, dass unsere Sprache lebt und gesellschaftliche Veränderungen und Fortschritte eben auch in unserem Umgang mit Sprache sichtbar werden. Hier könnten Original-Text und Neufassung verglichen und gerade bei älteren Texten auch der notwendige historische Hintergrund mit vermittelt werden.

Ich freue mich, dass Sie sich mit ihrer Facharbeit an dieses Thema gewagt haben und mit dem dadurch gewonnenen Wissen und Erkenntnissen einen wertvollen Beitrag zur gesellschaftlichen Debatte leisten. Für das weitere Schreiben Ihrer Arbeit, sowie Ihren Schulabschluss wünsche ich Ihnen alles Gute und viel Erfolg.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Ernst Dieter Rossmann, MdB