Warum stellen die Grünen die Kosten und nicht die Chancen, auch die Wohlstandschancen des Klimaschutzes wieder in den Vordergrund?
Sehr geehrte Frau Dr. Brantner, mit einem gewissen Bedauern vernehme ich, dass Sie und Herr Banascak beide betont haben, dass Klimaschutz auch etwas kostet. Ohne die Grünen, ohne Sie geht es nicht. Es ist prima, wenn Sie wieder einen Unterschied machen.
Aber: die Wahrheit ist auch, dass der Kapitalismus von Haus aus ökologisch blind ist. Wenn er durch ökologische Preissetzungen wie Abgaben, Zölle und Steuern "erzogen" wird, entstehen neue Geschäfts-, Mobilitäts- und Wohlstandsideen - die wir noch nicht kennen. Natürlich muss dies ausgewogen geschehen, damit nicht ein neuer Handelskrieg oder Wettbewerbsverzerrungen entstehen. Das ist die Riesenchance, warum insistieren Sie nicht darauf?
Die Grünen haben sich verkleinert und werden weiter klein bleiben, die extremen Ränder werden leider weiter gestärkt bleiben, indem Sie den Eindruck transportieren, dass Ihre Ansätze Regulierungswut und Kostendiskussionen sind bzw. bleiben - an Stelle einer ökologisch gerechten sozialen Marktwirtschaft.
Sehr geehrter Herr K.,
vielen Dank für Ihre Nachricht. Ich stimme Ihnen völlig zu. Klimaschutz eröffnet enorme Chancen; neue Technologien, neue Jobs, sauberere Luft, leiser Verkehr, sichere Energie. Genau dafür setze ich mich jeden Tag ein.
Aber zur Ehrlichkeit gehört auch: Jede große Transformation erfordert am Anfang Investitionen, beim Ausbau der Bahn, der Autobahnen, der Stromnetze oder gar der Kohlekraftwerke war das nicht anders. Auch der Weg in eine klimafreundliche Wirtschaft braucht zunächst Investitionen in Erneuerbare, in Netze, in Speicher, in neue Infrastruktur.
Darum sagen wir beides klar: Ja, Klimaschutz kostet und deshalb müssen die Beiträge fair verteilt werden. Die, die vom fossilen System profitieren oder besonders viel CO₂ ausstoßen, müssen mehr tragen. Und CO₂ braucht einen Preis, damit sich die ökologische Blindheit des Marktes endlich ändert.
Und zugleich betonen wir die Chancen: eine starke Industrie, Technologien von morgen, wirtschaftliche Souveränität, klimafreundlicher Wohlstand, gesunde Städte, sauberes Wasser und sichere Energie. Genau das ist unser Verständnis einer ökologisch gerechten sozialen Marktwirtschaft.
Vielen Dank für den Austausch und für Ihre ermutigenden Worte.
Mit freundlichen Grüßen
Franziska Brantner
