Sehr geehrter Herr Locke,

haben Sie vielen Dank für Ihre Anfrage, in der Sie um meine Ansicht zum bedingungslosen Grundeinkommen baten.

Eine Kommission unter der Leitung des ehemaligen thüringischen Ministerpräsidenten Dieter Althaus wurde beauftragt, die politischen, juristischen und gesellschaftlichen Voraussetzungen zu prüfen. Anfang November legte sie ihre Ergebnisse vor. Althaus und sein früherer Staatssekretär Hermann Binkert unterbreiteten zudem ein eigenes Modell, wonach jedem Bürger, auch Kindern, 600 Euro zustünden. Ungeklärt bleibt allerdings die elementare Frage, wie und ob ein garantiertes Grundeinkommen überhaupt finanziert werden kann.

Eine aktuelle Umfrage ergab, dass 45 Prozent der Befragten glauben, dass die Menschen bei Erhalt eines bedingungslosen Grundeinkommens weniger arbeiten würden. Nur 31 Prozent glauben, dass sie immerhin genauso viel arbeiteten wie bisher. Vor allem unter den Hilfsarbeitern würden 33 Prozent ihre Arbeit verringern oder ihrer Tätigkeit gar nicht mehr nachkommen. Dies legt nahe, dass gerade die einfachen und geringer bezahlten Arbeiten nicht mehr in vollem Umfang verrichtet würden. Ein bedingungsloses Grundeinkommen würde die Menschen also nicht zu mehr Arbeit bewegen. Bereits heute mangelt es im Dienstleistungssektor an Beschäftigten.

Diese konkrete Gefahr sowie die offene Finanzierung lassen mich dem Projekt daher zwar interessiert, aber auch kritisch gegenüberstehen