Frage an Johannes Kahrs bezüglich Wirtschaft

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Johannes Kahrs
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Frage von Kilian Z. •

Frage an Johannes Kahrs von Kilian Z. bezüglich Wirtschaft

Guten Tag Herr Kahrs

Ich habe mich gefragt, inwiefern sich Schlafmohn, oder Opium, und deren Anbau auf die Weltwirtschaft auswirken. Mich nimmt es ebenfalls Wunder, welche kosten der Konsum dieser Drogen Jährlich für verschiedene Länder verursachen. Auf welchen Wegen gelangen die Drogen an den Mann? Haben die Opium Barone eine ausgeklügelte Strategie, ähnlich der Kokain Schmuggler, oder lösen sie das Problem auf eine andere Art?

Vielen Dank im Voraus für ihre Bemühungen

Kilian Zimmermann

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Sehr geehrter Herr Zimmermann,

vielen Dank für ihre Anfrage. Ich hoffe, Sie haben Verständnis dafür, dass die Recherche hierfür etwas länger gedauert hat, da der Themenbereich sehr umfangreich und komplex ist.

Auch intensive Recherche hat keine gesicherten Zahlen zu den Kosten, die Schmuggel und Konsum von Heroin (auf dieses hatten Sie sich ja bezogen) jährlich verursacht ergeben. Dies liegt zum einen daran, dass der Konsum von illegalen Drogen nicht vollständig erfasst werden kann und zum anderen die Finanzierung von Rehabilitationsmaßnahmen zum Teil bei den Ländern liegt. Überdies gibt es natürlich auch immer die Kosten für Polizeimaßnahmen etc.

In Deutschland gibt es nach Angaben des Bundesministeriums für Gesundheit etwa 120 000 bis 150 000 Menschen, die von Opiaten abhängig sind.

Generell werden mit dem Drogenhandel jährlich ca. 320 Mrd. US- Dollar verdient, diese Summe schließt aber alle Arten von illegalen Drogen ein, also auch Suchtmittel wie Cannabis, Kokain oder Tablettenmissbrauch. Dies bedeutet, dass der Drogenhandel das lukrativste kriminelle Geschäft ist. Zum Vergleich: Menschenhandel bringt 32 Mrd. US- Dollar, mit illegalem Waffenhandel werden „nur“ 1 Mrd. US- Dollar verdient.

Über 90% der weltweiten Opiumernte werden in Afghanistan produziert. Der Handel mit diesem Opium bringt jährlich 3, 1 Mrd. US- Dollar ein, das ist die Hälfte der afghanischen Wirtschaftsleistung (wobei dem afghanische Staat natürlich keinerlei Steuern aus dieser an sich beachtlichen Summe zufließen). Den Bauern, die die Schlafmohnfelder bewirtschaften, kommt davon insgesamt nur ein sehr geringer Anteil zu.

Das Opium, das oftmals bereits im Anbauland zu Heroin weiterverarbeitet wird, gelangt über Iran, Türkei und die Balkanhalbinsel nach Europa. Ein großer Umschlagplatz in Deutschland ist Hamburg. Oftmals nehmen die Drogen aber auch den Weg über Tadschikistan, Kirgistan, Turkmenistan und Russland, bevor sie nach Europa gelangen. Nach Amerika wird das Opium über Westafrika transportiert, sowie über Pakistan und Zentralasien nach China und Südostasien. Ein Netzwerk aus korrupten Grenzbeamten und abgelegenen Straßen erleichtert den Schmuggel.

Sicherlich ist der Opiumschmuggel gut organisiert, sonst würde der Handel in größerem Stil nicht gelingen, ob es jedoch ähnliche Strukturen wie bei Kokainschmugglern gibt, ließ sich nicht recherchieren. Ich nehme an, Sie beziehen sich dabei auf technische Finessen wie eigene Helikopter, Flugzeuge und sogar Klein-U-Boote, die den kolumbianischen Drogenkartellen für den Schmuggel insbesondere in die USA zur Verfügung stehen.

Ein großes Problem ist überdies, dass in den Anbauländern oft korrupte Strukturen in Politik und Verwaltung vorliegen, die von illegalen Aktivitäten profitieren. In Afghanistan ist die Staatsmacht in einigen Gebieten nur recht schwach – dort findet dann auch der Großteil von Anbau und Verarbeitung von Rohopium statt.

Dennoch kann man laut des UNODC (United Nations Office on Drugs and Crime) Opium Survey 2008 von einem Rückgang des Opiumanbaus in Afghanistan sprechen. Die Gesamtanbaufläche ging 2008 um 19% gegenüber dem Jahr 2007 zurück. Dies lässt sich laut des Berichts hauptsächlich auf eine Stärkung der politischen Führung in den einzelnen Provinzen zurückführen, andererseits haben schlechte Wetterverhältnisse für einen Rückgang der Ernteerträge gesorgt.

Außerdem gibt es erste Erfolge bei sogenannten „crop substitution“ –Programmen. Hier werden unter aktiver Zusammenarbeit mit den Mohnbauern Ersatzprodukte für den Schlafmohn gefunden. Als erfolgreich erweisen sich z.B. der Anbau des Safrankrokus oder die Zucht von Kaschmirziegen. Diese Produkte bringen den Bauern Bargeld ein - der eigentliche Grund für den Anbau von Mohn, denn mit den gewöhnlichen Feldfrüchten läßt sich am Markt kein guter Preis erzielen.

Der Opiumanbau konzentriert sich hauptsächlich in den Provinzen im Südwesten von Afghanistan, die von den Taliban kontrolliert werden. Die Taliban selbst fördern den Drogenanbau, weil sie mit Schutzgelderpressung und Drogenhandel ihre Kriegskasse füllen. So gehören letztlich auch die Verluste im Kampf gegen die Taliban zu den Folgen des Heroinkonsums (der hauptsächlich im Westen stattfindet).

Wie unten schon einmal ausgeführt, halte ich mehr Suchtprävention und –therapie in den Konsumentenländern immer noch für den besten Weg, Drogen zu bekämpfen.

Ich hoffe, Ihre Fragen beantwortet zu haben und verbleibe

Mit fröhlichem Gruß,

Johannes Kahrs