Frage an Manuel Sarrazin bezüglich Soziale Sicherung

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Manuel Sarrazin
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Johan K. •

Frage an Manuel Sarrazin von Johan K. bezüglich Soziale Sicherung

Sehr geehrter Herr Sarrazin,

auch wenn es für mich noch sehr früh ist, beschäftigt mich das Thema Rente doch sehr. Nach der Agenda 2010 kommt es 2030 zu einem Rentenniveau von 43%.

Wie soll die Rente der Zukunft aussehen? Ich habe zusammen mit meinen Arbeitgebern in den letzten 10 Jahren über 100.000,- eingezahlt. Ich werde vermutlich auch nicht an Altersarmut leiden, da ich mehrere Fondsgebundene Versicherungen abgeschlossen habe. Dennoch ist es ein Thema, dass mich umtreibt. Letztlich ist es die junge Generation, die für Versäumnisse der Politik herhalten muss bzw. doppelt bestraft wird. Wir zahlen in die Kasse ein und müssen private Vorsorge betreiben. Auch mit meinem 34 Jahren mache ich mir Gedanken um die Zukunft. Eine Einheitsrente, wie schon von Ihrer Partei vorgeschlagen, kommt aus meiner Sicht nicht in Frage.

Das der Generationenvertrag weiterhin bestand hat, ist unzweifelhaft. Jedoch wie möchte die Regierung das benötigte Geld für die Renten aufbringen, da die Babyboomer Jahrgänge auch irgendwann in den Ruhestand geht?

Ich bin gespannt auf Ihre Ausführung.

Beste Grüße aus Hamburg

Johan Kruskopf

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Kruskopf,

vielen Dank für Ihre Anfrage vom 17. August 2016 bezüglich des Themas Rente.

Auch wir Grünen sehen gesamtgesellschaftliche Herausforderungen auf uns zukommen, für die das momentane Rentenmodell der Bundesregierung nur ungenügende Lösungen anbietet. Unser Ziel ist es eine Rente zu etablieren, die Durchschnittsverdienerinnen und Durchschnittsverdiener mit 45 Beitragsjahren auch über das Jahr 2025 hinaus eine Altersversorgung garantiert, die 50% oberhalb der Grundsicherung liegt.

Es ist schade, dass Sie die Bürger*innenversicherung inhaltlich ablehnen, da sie das Konzept ist, mit dem wir Grünen glauben, mögliche Antworten auf Ihre Frage, wie die denn die Rente der Zukunft aussehen solle, gefunden zu haben (ich verweise an dieser Stelle auf den Abschlussbericht der Grünen Rentenkommission: http://www.gruene.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/GRUENE_Abschlussbericht_Rentenkommission.pdf ).

Da rund neun Zehntel der Gesamtrentenausgaben auf das Konto der gesetzlichen Rentenversicherung gehen, hat die Grüne Rentenkommission in ihrer Stärkung den Schlüssel für ein langfristig gerechtes Rentensystem ausgemacht.

Wir meinen eine gesetzliche Rentenversicherung, in die mittelfristig alle Bürgerinnen und Bürger einzahlen, also auch Beamt*innen, Selbstständige und Abgeordnete, schafft es die Altersversorgung für die Menschen langfristig zu sichern und dabei generationsgerecht zu sein. Mit einer steuerfinanzierten Garantierente soll ferner sichergestellt werden, dass alle Mitbürger und Mitbürgerinnen vor einer Armut im Alter geschützt sind, die nicht auf die nötigen Entgeltpunkte kommen, obwohl sie den größten Teil ihres Lebens gearbeitet, Kinder erzogen, ihre Mitmenschen gepflegt oder sonstige Anwartschaften in der Rentenversicherung erworben haben.

Doch auch im Bereich der privaten Altersvorsorge sehen wir Nachbesserungsbedarf, da sich die damaligen Annahmen als zu optimistisch herausgestellt haben. Die Riester-Rente hat sich als zu kostenintensiv bei gleichzeitig zu geringen Renditen herausgestellt. Wir wollen daher stattdessen ein einfaches, kostengünstiges und sicheres Basisprodukt schaffen. Inwieweit dieses staatlich gefördert werden soll, wird der Parteitag im November entscheiden.

Wie das Rentenmodell bezahlt werden soll? Zunächst sind wir der Meinung, dass der Bund sich stärker als im bisherigen Maße an den sogenannten versicherungsfremden Leistungen der Rentenkasse beteiligen sollte. Darüber hinaus würde die Einführung der bereits angesprochenen Bürger*innenversicherung die Rentenkasse zusätzlich entlasten, wobei auch die Integration von Zugezogenen in den Arbeitsmarkt ihren Beitrag leisten kann. Enormes Potenzial für die gesetzlichen Rentenkassen, das bislang nur in einem unzureichendem Maße abgerufen wird, sehen wir außerdem in der fortschreitenden Erhöhung der Frauenerwerbsquote.

Ich hoffe Ihre Frage zufriedenstellend beantwortet zu haben und verbleibe

mit freundlichen Grüßen

Manuel Sarrazin