Frage an Mathias Stein bezüglich Gesundheit

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Mathias Stein
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Frage von Marret B. •

Frage an Mathias Stein von Marret B. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Stein,

Mit Sorge verfolge ich die aktuelle Situation der Corona-Impfungen. Ich habe daher einige Fragen: Was wird dafür getan, dass das Impfen in Praxen besser organisiert wird? Wo liegen die Problemstellen und was wird getan, um sie zu lösen? Reden Sie mit Verantwortlichen von Ländern, in denen bisher erfolgreicher geimpft wird, um zu erfahren, wie der Impfprozess beschleunigt werden kann?
In jedem Fall vielen Dank für Ihre Zeit und Bemühungen.
Mit freundlichen Grüßen,
M. B.

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Sehr geehrte Frau Bähr,
vielen Dank für Ihre Anfrage, die ich selbstverständlich gern beantworte. Auch ich bin mit dem bisherigen Verlauf der deutschen Impfkampagne alles andere als zufrieden. Drei Monate nach Beginn haben erst knapp zehn Prozent der deutschen Bevölkerung mindestens eine Impfdosis erhalten.
Ursache des schleppenden Verlaufs der Impfkampagne war anfänglich vor allem der Mangel an Impfstoff. Die wenigen Impfstoffe, die Anfang des Jahres die Zulassung in der EU hatten, konnten ihre Produktion erst nach und nach hochfahren. Zugleich waren sie weltweit sehr begehrt und wie wir jetzt wissen, war die Einkaufspolitik der EU auch nicht so erfolgreich wie die einiger anderer Länder. Wegen der Engpass-Situation hat die Bundesregierung auf Grundlage der Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (SSTIKO) beim Robert Koch-Institut, des Deutschen Ethikrats und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina eine Nationale Impfstrategie erarbeitet. Diese sieht vor, den knappen Impfstoff nach ethischen sowie medizinischen Gesichtspunkten optimal zu verteilen. Besonders gefährdete Gruppen werden bevorzugt geimpft, um die Anzahl von Intensivpatienten und Todesfällen so gering wie möglich zu halten.
Für die Umsetzung der Impfstrategie vor Ort sind die einzelnen Bundesländer zuständig. Das betrifft sowohl den Aufbau der Impfzentren als auch die Vergabe von Impfterminen an die priorisierten Gruppen. Diese Arbeitsteilung war von den Ländern selbst gewünscht und wird von allen Beteiligten auch weiterhin als sinnvoll erachtet. Bedauerlicherweise erreichen uns als Bundestagsabgeordnete jedoch immer wieder Berichte, dass die Umsetzung vor Ort von technischen Problemen und Kapazitätsengpässen begleitet wird. Auch für Menschen aus den höchsten Prioritätsgruppen ist es teilweise mit großen Schwierigkeiten verbunden, einen Impftermin zu erhalten. Das gilt leider auch für Schleswig-Holstein.
Diese logistischen Probleme sind mehr als ärgerlich und sorgen zurecht für Enttäuschung und Frustration. Ein Mangel an Impfstoff kann dafür jedoch nicht mehr länger verantwortlich gemacht werden. Wie aktuelle Zahlen belegen (https://impfdashboard.de/), werden derzeit nur etwa 70 Prozent der gelieferten Impfdosen auch tatsächlich von den Bundesländern verimpft. Wie SPD-Vizekanzler Olaf Scholz jüngst noch einmal bestätigte, rechnen wir zudem ab Mitte April mit dem Eingang von über zehn Millionen Impfdosen pro Woche.
In den nächsten Wochen und Monaten gilt es also, dafür zu sorgen, dass die Bundesländer alle verfügbaren Impfdosen zügig verabreichen. Die Einführung von Wartelisten, in die sich Impfwillige für am Abend übrig gebliebene Impfdosen in Testzentren eintragen und über ein digitales System benachrichtigt werden können, wie dies bereits in vielen anderen Ländern praktiziert wird, wäre hierbei meiner Meinung nach ein erster wichtiger Schritt. Darüber hinaus begrüße ich es sehr, dass angesichts der zu erwartenden Liefermengen nach Ostern endlich auch Hausärzt*innen in die Impfkampagne einbezogen werden. Mit ihrer Hilfe werden wir zunächst die immobilen Patientinnen und Patienten impfen können, die nicht im Alten- oder Pflegeheim wohnen und denen es nicht möglich war, zu einem Impfzentrum zu kommen. Und auch die Risikopatient*innen aus den prioritären Gruppen können durch die Hausärzt*innen gut identifiziert und mit Impfstoff versorgt werden.
Spätestens wenn in Deutschland die Menschen aus den drei Prioritätsgruppen geimpft sind sowie mehr Impfstoffe breitflächig zur Verfügung stehen, gehe ich aber davon aus, dass es bei uns dann auch ähnlich unkompliziert sein wird, an eine Impfung zu kommen, wie derzeit bereits in den USA und in Israel. So werden u.a. durch die Einbeziehung von Betriebsärzt*innen große Fortschritte erzielt werden können, die dann ganze Belegschaften großer Firmen durchimpfen können.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit dieser Antwort weiterhelfen. Bleiben Sie gesund!
Mit freundlichen Grüßen
Mathias Stein

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