Frage an Mechthild Rawert bezüglich Verbraucherschutz

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Mechthild Rawert
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Frage von Olaf W. •

Frage an Mechthild Rawert von Olaf W. bezüglich Verbraucherschutz

Sehr geehrter Frau Rawert,

da Sie ja auch im Ausschuss für Verbraucherschutz sind, hätte ich hierzu eine Frage an Sie.

Ich habe vor Kurzem bei RTL eine Sendung mit dem Titel "Aus Alt mach Neu" gesehen wo es um Schönheitsoperationen ging und habe mich schon sehr gewundert, dass solche Sendungen im TV laufen dürfen. Welche Möglichkeiten haben Sie, solche Sendungen, die jungen Menschen suggerieren, Schönheits-OPs seien harmlos und für jedermann problemlos durchführbar, zu verhindern?
Vor allem Jugendliche könnten diesem Irrglauben erliegen-wie können Jugendlichen geschützt werden?

Mit freundlichen Grüßen
Olaf Winterwerb

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SPD

Sehr geehrte Herr Winterwerb,

vielen Dank für Ihre Fragen zum Thema Schönheitsoperationen und Verbraucherschutz. Bitte entschuldigen Sie, dass ich Ihnen erst jetzt antworten kann. Sie sprechen richtigerweise Probleme an, für die ich mich seit langer Zeit intensiv engagiere. Der Klarheit halber möchte ich darauf verweisen, dass es sich hier ausschließlich um nicht medizinisch notwendige „Schönheitsoperationen“ handelt. Bereits anlässlich der Öffentlichen Anhörung am 23. April 2008 im Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestages zum Thema Schönheitsoperationen habe ich darauf hingewiesen, dass sich jedes fünfte Kind im Alter von 9 bis 14 Jahren laut LBS-Initiative „Junge Familien“ bereits eine Schönheitsoperation wünscht. Eine Einwilligung der gesetzlichen Vertretung reicht dafür aus, eine medizinische Begutachtung muss im Vorfeld nicht erfolgen.

Ein solcher Eingriff an Kindern oder Jugendlichen sollte aber nur dann vorgenommen werden, wenn die subjektiv als „Mangel“ erlebte Körpererscheinung nachweislich als Krankheit eingestuft wird oder die daraus folgende psychische Belastung beträchtlich ist. Eltern, das soziale Umfeld spielen hier eine große Rolle, um das Selbstwertgefühl von Kindern und Jugendlichen zu stabilisieren.

Im Juni 2008 habe ich die von Ihnen erwähnte RTL-Sendung „Aus Alt mach Neu“ kritisiert und die Medien insgesamt zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit dem Thema Schönheitsoperationen aufgefordert. Dass die Hauptakteurin der Sendung, Brigitte Nielsen, die schönheitschirurgischen Eingriffe an sich mit einer „Grundrenovierung“ verglich und sich selbst mit einem alten Haus, ist für mich unverantwortlich und gefährlich. Der Privatsender RTL handelte hier angeblich im Dienst der Wahrheit.
Der Wahrheit aber ist nicht mit Tabubrüchen auf die Spur zu kommen, sondern mit Tatsachen: Jeder schönheitschirurgische Eingriff birgt ein gesundheitliches Risiko und darf deshalb auf keinen Fall bagatellisiert werden. Einer Studie im Auftrag der Bundesanstalt für Ernährung und Landwirtschaft zufolge klagt jede fünfte Patientin und jeder fünfte Patient nach einem ästhetischen Eingriff über Schwellungen, Blutergüsse, Taubheitsgefühl oder deutliche Narben.

Über die kritische Auseinandersetzung mit Schönheitsoperationen und die Verantwortung der Ärztinnen und Ärzte stehe ich auch mit dem Bundesgesundheitsministerium im ständigen Austausch. Das Problem wird auch hier erkannt: So werden seit Jahren mit Informationsbroschüren und prominenter Unterstützung (Franka Potente) durch das Ministerium Denkanstöße für einen kritischen Umgang mit Schönheitsoperationen vermittelt.
Mit der Initiative „Leben hat Gewicht – gemeinsam gegen den Schlankheitswahn“ will das BMG besonders jungen Menschen ein gesundes Körperbild und ein positives Selbstwertgefühl stärken.

Auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung greift in verschieden Projekten („Kinder stark machen“, „Mädchensache(n)“, „Gut drauf“) Fragen der Körperwahrnehmung von jungen Frauen und Mädchen auf.

Auch die im Jahr 2004 gegründete „Koalition gegen den Schönheitswahn“ mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Kirchen und Gesellschaft widmet sich diesen Fragen mit Tatkraft und findet meine volle Unterstützung. Wir werden auch in Zukunft auf die privaten Fernsehsender einwirken, damit die Produktion solcher Sendeformate möglichst eingestampft wird. Viele Organisationen und Einzelpersonen haben sich zu der RTL-Sendung dem Fernsehsender gegenüber auch sehr kritisch geäußert.

Sollte es zu einer Einigung mit der Union kommen, wird es in den nächsten Monaten auch noch einen umfassenden Prüfauftrag an die Bundesregierung zum Komplex „Schönheitsoperationen“ geben.
Langfristige Erfolge gibt es aber nur, wenn möglichst viele Verbraucherinnen und Verbraucher die Macht der Quote nutzen und solche Sendungen per Knopfdruck abwählen.

Ich verbleibe mit freundlichen Grüßen

Ihre Mechthild Rawert