Das gegenwärtige Erstarken der AfD in den Umfragen erfüllt mich mit großer Sorge und zeugt von einem Vertrauensverlust vieler Menschen in die Politik. Zwar geht dieser Vertrauensverlust in großen Teilen auf die schlechte Regierungsarbeit der Ampel-Koalition zurück. Doch zur Wahrheit gehört auch, dass der Rechtspopulismus in Deutschland seit vielen Jahren eine große Herausforderung darstellt.

Es ist die gemeinsame Aufgabe der demokratischen Mitte, gegen die Radikalisierung der politischen Ränder zu handeln. Für mich als Christdemokratin bedeutet das nicht nur, im Alltag gegen Hass und für christliche Werte einzustehen, sondern auch ein offenes Ohr zu haben für diejenigen, die sich von der Politik im Stich gelassen fühlen. Denn Vertrauensverlust lässt sich nur dadurch bekämpfen, dass man – auf der Grundlage unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung – Kritiker anhört und die inhaltliche Auseinandersetzung sucht.

Die AfD hat dadurch an politischem Einfluss gewonnen, dass sie sich in ihrer selbstgewählten Opferrolle eingenistet hat und sich ihren Unterstützern so als einzig wahre Alternative zu den „Anderen“ präsentieren kann. Wenn die demokratische Mitte die inhaltliche Auseinandersetzung nicht scheut und Brennpunktthemen offen und selbstbewusst anspricht, werden die leeren Versprechungen der AfD als das entlarvt, was sie sind, und das Vertrauen der Menschen in die Politik wird wieder gestärkt.