Was hat Sie bewogen, von der Partei DIE LINKE zur Partei dieBasis zu wechseln, und was halten Sie heute von der Aufstehen Sammlungsbewegung?

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Michael Aggelidis
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Frage von Gotthilf K. •

Was hat Sie bewogen, von der Partei DIE LINKE zur Partei dieBasis zu wechseln, und was halten Sie heute von der Aufstehen Sammlungsbewegung?

Sehr geehrter Herr Aggelidis,

irgendwie erinnerte ich mich an Ihren Namen und fand meine Vermutung anhand der historischen Daten früherer Wahlperioden in Ihrem Profil bei abgeordnenwatch.de bestätigt. Auch beobachte ich den derzeitigen Niedergang der Partei DIE LINKE und das vielfältige Aufbäumen gegen die daraus resultierenden Folgen, wofür neben den Wahlergebnissen und diesen vorausgehend Parteiaustritte wie dem Ihrigen und von einem früheren Bundesvorsitzenden oder aber auch die Gründung der Aufstehen Sammlungsbewegung vielsagende Belege darstellen. Die Frage an Sie und hoffentlich auch Ihre Antwort dienen dazu, die Hintergründe und Ursachen für diese Entwicklung ein wenig aufzuhellen.

Mit freundlichen Grüßen

G. K.

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Antwort von
dieBasis

Sehr geehrter Herr K.,

 

Aus der Partei die Linke trat ich aus, weil deren Haltung zur Demokratie- und Grundrechtebewegung nicht mehr haltbar war mit meinen Prinzipien, die soziale Gerechtigkeit und die Verteidigung der Bürger- und Menschenrechte, die im Grundgesetz verankert sind, miteinander vereint. Die Haltung der Parteiführung und leider weiter Teile der Mitgliedschaft zur körperlichen Unversehrtheit und ihre geradezu fanatische Unterstützung aller Coronamaßnahmen der Regierung machte sie als Oppositionspartei  und als 'Schutzpartei' der Unter- und Mittelschichten obsolet.

Erschreckt musste ich feststellen, das die PdL die Grundrechte über Bord warf und sich den Herrschenden andiente und sich damit den Maßnahmen schlimmer verschrieb als z.B. die FDP. Das war aber letztlich nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Bereits vorher taten sich bestimmte sektiererische Tendenzen auf, wie die von großen Teilen der Partei favorisierte No-border-Linie, die sich ideologisch einer unbegrenzten Grenzöffnung stark machte, ohne die verheerenden Auswirkungen auf Arbeits- und Sozialmärkte zu beachten, zu einer Art Kult entwickelte, der nicht mehr hinterfragt werden durfte, man ansonsten wahlweise als 'Rassist', 'Fremdenfeind' pp. tituliert wurde. Bereits prominentere Mitglieder als ich es je war, wurden öffentlich diffamiert, aber auch ich hatte diese Ehre. Auffällig damit ging einher die zunehmend schwächer werdende Friedenspolitik, die sich zuletzt immer mehr einer reinen NATO-Unterstützung anglich. Statt gegen Krieg zu agieren, die Fluchtbewegungen erzeugen, wurden in kaum verhüllter Form bestimmte Kriege durch die Parteiführung und karrieristischer Funktionäre und Abgeordnete zunehmend unterstützt, während man alle Grenzen öffnen wollte, egal für wen, egal für wieviele, statt gegen Kriege zu argumentieren,  ergab sich die Partei einem 'Fluchtkult' als 'Wert an sich'. Das war sektiererisch und alles andere als links.  Das  mag schwer nachvollziehbar sein, aber vielleicht wird so ein wenig der erschreckende und unaufhaltsame Niedergang  dieser politischen Kraft verständlicher.

 

Ich bitte Sie um Verständnis, wenn ich das alles hier nur anreißen kann.

 

Als Fazit muss ich ziehen: wer Frieden und soziale Gerechtigkeit will, hat bei dieser Partei, die bereits sehr früh mit der Zustimmung zur Autobahnprivatisierung erkennen ließ - und das ist nur eines von zahllosen Beispielen - , dass der Neoliberalismus für sie wichtiger war als eine konsequente Haltung gegenüber den Mächtigen und Reichen in diesem Land, nichts mehr zu suchen.

DieBasis hat für mich hingegen großes Potential und steht für einen Neuanfang, der bereits viele Menschen und auch mich überzeugte.

'Aufstehen' war gut gemeint und anfänglich vielversprechend, aber aufgrund von Halbherzigkeit einiger Macher wurde dessen Potential nicht entfaltet, es wäre viel mehr drin gewesen. Dazu bedarf es aber auch Mut, manchmal ins kalte Wasser zu springen. Um eine Bewegung gegen das erstarrte und verkrustete Parteiensystem zu entwickeln,  muss man auch Risiken eingehen, dagegen gibt es keine politische 'Versicherung'. An solchem Mut hat es bei einigen Machern offenbar gefehlt, was ich bedauere.

Ich hoffe, ich konnte Ihnen meine Beweggründe etwas nahebringen.

Für Ihr Interesse danke ich Ihnen.

Mit freundlichem Gruß, Michael Aggelidis