Unsere Großstädte sind voller Menschen, teilweise zu viele in einem Ballungsraum. Das betrifft Frankfurt am Main. Stehen die GRÜNEN für Neubauten oder Umnutzung, um bezahlbares Wohnen zu erzielen?

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Omid Nouripour
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Frage von Daniela V. •

Unsere Großstädte sind voller Menschen, teilweise zu viele in einem Ballungsraum. Das betrifft Frankfurt am Main. Stehen die GRÜNEN für Neubauten oder Umnutzung, um bezahlbares Wohnen zu erzielen?

Wir erleben derzeit eine extreme Verdichtung im Bauwesen, letzte Grünflächen der Stadt Frankfurt werden vergeben, um Neubauten entstehen zu lassen. Unsere jungen Bürger*innen verlassen die Stadt, weil sie ihnen "zu voll" ist. In einer Stadt braucht es auch Naherholungs- und Freiflächen. Ich möchte mich auf die GRÜNEN verlassen können, in den Großstädten keine weiteren Grünflächen mehr "freizugeben"!

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Sehr geehrte Frau V.,

vielen Dank für Ihre Anfrage. Wohnen ist ein Menschenrecht. Aber es wird immer schwieriger, überhaupt Wohnungen zu finden. Mieten und Immobilienpreise steigen immer weiter. Viele Städte brauchen eine Neuausrichtung hin zu einem gemeinwohlorientierten Wohnungsmarkt. Deshalb gilt es zu handeln, damit gerade auch Familien, Studierende, Menschen mit Behinderungen, ältere Menschen oder Geringverdiener*innen nicht in Bedrängnis geraten, sondern gut und sicher wohnen können.

Wir wollen Wohnraum schaffen, der vor allem familiengerecht, sozialraum- und gemeinwohlorientiert ist. Wir werden deshalb die Mittel für den sozialen Wohnungsbau deutlich erhöhen und verstetigen, statt sie zu kürzen. Wir werden die Kommunen unterstützen, ihre bestehenden Wohnungsgesellschaften und gemeinwohlorientierten Baugenossenschaften zu stärken und neue zu gründen. Dazu werden wir mit einer neuen Wohngemeinnützigkeit für eine Million zusätzliche Mietwohnungen sorgen, sicher und auf Dauer. Die noch vorhandenen bundeseigenen Bestände sollen nicht mehr an private Investor*innen veräußert, sondern ausschließlich verbilligt an Kommunen mit einer dauerhaften Sozialbindung abgegeben werden. So wollen wir in den nächsten zehn Jahren den Bestand an Sozialwohnungen um eine Million erhöhen. Zudem wollen wir Kommunen ermöglichen, mehr sozialen Wohnungsbau in Bebauungsplänen festsetzen zu können.

Wir können die Klimaziele aber nur mit einer konsequenten Bauwende hin zu ressourcenschonendem und nachhaltigem Bauen erreichen. Bei jeder Städtebau- und Gebäudeplanung sind künftig der gesamte Stoff- und Energieverbrauch für Bau, Betrieb und späteren Rückbau umfassend zu berücksichtigen. Eine Lebenszyklusbetrachtung soll verpflichtend für alle Baumaßnahmen werden, Erhalt und Aufbau auf Bestehendem bekommt Vorrang vor Neubau. Ziel ist eine komplette stoffliche Wieder- oder Weiterverwertung. Dafür setzen wir auf eine Veränderung der ökonomischen Rahmenbedingungen, ein Gebäude-Ressourcen-Gesetz und verbindliche Klimaschutzstandards bei allen gesetzlichen Vorgaben, Normen und Bauordnungen sowie eine nachhaltige Holzbaustrategie, damit künftig energie- und ressourcenschonend und giftfrei gebaut wird.

Die Reduktion des Flächenverbrauchs bei der Siedlungsentwicklung spielt eine zentrale Rolle beim Natur- und Artenschutz. Mit entsprechenden rechtlichen Vorgaben und Anreizen realisieren wir den Vorrang der Innenentwicklung und flächensparendes Bauen. Nicht mehr benötigte versiegelte Flächen werden der Natur zurückgegeben. Künftig wird mehr hoch als breit gebaut, Verkehrsflächen werden reduziert. Flächen, die noch versiegelt werden, müssen ortsnah durch Entsiegelung ausgeglichen werden. So steigen wir in eine Flächenkreislaufwirtschaft ein, die letztlich keinen Nettoverbrauch an Boden mehr benötigt.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Omid Nouripour

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