Frage an Peter Weispfenning bezüglich Arbeit und Beschäftigung

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Peter Weispfenning
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Frage von Ulla S. •

Frage an Peter Weispfenning von Ulla S. bezüglich Arbeit und Beschäftigung

Leider werde ich wohl nicht zur Wahl gehen, denn ich verlor meine Arbeit an eine Zuwanderin aus den neuen EU-Ländern.
In diesem Bericht heißt es, daß von 240.000 neuen Jobs dieses Jahr nur 37.000 an Erwerbslose gehen wird, der Rest hauptsächlich an Zuwanderer aus der EU:

http://www.focus.de/finanzen/news/wirtschaftsticker/roundup-arbeitsmarktforscher-auch-2014-kein-neuer-job-boom_aid_1114446.html

Ist für Ihre Partei das akzeptabel, wenn die Erwerbslosen selbst in Zeiten eines wirtschaftlichen Aufschwung keine Arbeit finden?

Wie die deutsche Wirtschaft-Nachrichten mitteilen, wird aufgrund der Automatisierung jeder zweite Job wegfallen. Ich senden Ihnen den Artikel mit:

http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/12/26/technologie-jeder-zweite-job-wird-durch-automatisierung-wegfallen/

Was will Ihre Partei dagegen tun? Das macht mir Angst und ich wundere mich, warum die Politik das nicht thematisiert?

In einem n-tv-Artikel heißt es:

"Die Zahl der Arbeitslosen ist der DIW-Studie zufolge bei fast allen Fachkräften höher als die Zahl der offenen Stellen. Lediglich in einigen wenigen Berufen sieht die Untersuchung tatsächlich Hinweise auf eine echte Knappheit in der Arbeitslosenstatistik. Das sind im Einzelnen Vulkaniseure und Elektroinstallateure sowie Ärzte und Krankenschwestern".

Quelle: http://www.n-tv.de/wirtschaft/Die-Maer-vom-Fachkraeftemangel-article3833126.html

Warum lässt man nicht nur Menschen ins Land, die man wirklich braucht? Warum wird über einen Fachkräftemangel diskutiert, wenn das wohl gar nicht der Fall ist?

Mit freundlichen Grüßen
Ulla Schwarzer

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Hallo Frau Schwarzer,

ich kann nicht prüfen, ob - und wenn ja, warum - sie ihren Arbeitsplatz wirklich an eine „Zuwanderin aus den neuen EU-Ländern“ verloren haben. Manche Fragen, die sie ansprechen, sind wichtig. Ihre in den Fragen enthaltenen Thesen gehen allerdings in eine meiner Ansicht nach völlig falsche Richtung.

Wo muss man die Ursachen der anhaltenden Massenarbeitslosigkeit suchen? Sicher nicht in erster Linie bei Migranten, die noch weniger gerne oder aus freien Stücken ihre Heimatländer verlassen, ihre Familien zurücklassen usw. Dass die meisten Zuwanderer aus der EU aus Süd- und Osteuropa kommen liegt ja gerade daran, dass dort die Weltwirtschafts- und Finanzkrise und die volksfeindliche Politik der EU mit Merkel an der Spitze am Schlimmsten wütet.

Zunächst ist es eine Tatsache, dass in den letzten zehn Jahren die geleisteten Arbeitsstunden weitgehend konstant geblieben waren. Das Sinken der offiziellen Arbeitslosenquote ging vor allem auf eine anwachsende Unterbeschäftigung zurück. Dass die Regierung das verschweigt, ist typisch.

Aktuell wächst auch die Arbeitsstundenzahl. Wie reagieren die Kapitalisten? Mit einer Verlängerung der Wochenarbeitszeit (Prognose +0,5% 2014) und der Lebensarbeitszeit!

Notwendig wäre es, die Arbeit auf mehr Schultern zu verteilen – gerade auch angesichts der künftigen Rationalisierungspotentiale. Die 30 Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich könnte in der EU 15 Millionen Arbeitsplätze schaffen oder sichern! Das ginge aber natürlich auf Kosten der Maximalprofite – und davon lenkt eine Zuwanderungsdebatte ab - und ich stelle mir immer die Frage: Cui bono – wem nützt es?

Was den sog. „Facharbeitermangel“ angeht, so muss man das differenziert betrachten.

Natürlich gibt es den sog. „demographischen Wandel“; v.a. Aber bilden die meisten Großunternehmen weit unter Bedarf aus. So sind nach neuen Statistiken rund eine halbe Million junger Menschen in Deutschland als arbeitslos und ohne Berufsabschluss gemeldet. Für die Großkonzerne ist es allemal billiger, sich ausgebildete Kräfte irgendwo zu suchen, auch in verschiedenen EU-Ländern.

Es wäre aber völlig falsch, nun v.a. eine Debatte hinsichtlich dieser Zuwanderer zu führen, wie es von Nationalisten und Faschisten auch im Europawahlkampf gemacht wird.

Das spaltet nur die Arbeiterschaft, erleichtert gerade Angriffe der Kapitalisten auf Löhne und Arbeitsbedingungen und Arbeitsplätze.

Wir treten dagegen mit unseren Partnern in der ICOR-Europa (www.icor.info) für den europaweiten Kampf für höhere Löhne, mehr Arbeitsplätze und bessere Arbeitsbedingungen ein.

Die Arbeiter der Welt dürfen sich nicht spalten lassen, sondern sollten gemeinsam für eine lebenswerte Zukunft, für den echten Sozialismus kämpfen, in dem der Mensch in Einheit mit der Natur im Mittelpunkt steht und nicht das Streben des allein herrschenden Finanzkapitals nach Maximalprofiten.

Ihr Peter Weispfenning

 

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