Frage an Petra Sitte bezüglich Gesundheit

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Petra Sitte
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Frage von Michael P. •

Frage an Petra Sitte von Michael P. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Dr. Sitte,

Professor Dr. med. Detlev Krüger (leitete von 1989 bis 2016 das Institut für Virologie an der Charité Berlin, seit 2012 Chefredakteur der Fachzeitschrift Virus Genes, New York) und Prof. Dr. Klaus Stöhr (ehem. Leiter des Globalen Influenza- und Pandemievorbereitungsprogrammes der WHO, Genf) schrieben einen offenen Brief an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages und deren Präsidenten. Darin raten sie ab, die 7-Tage-Inzidenz als alleinige Grundlage für Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie zu nutzen.

Quelle vom 13.04.2021: https://www.welt.de/politik/deutschland/plus230263299/Ex-Charite-Chefvirologe-Offener-Brief-an-Bundesregierung.html?fbclid=IwAR2EjBaj0uj-2cPDQlacFq-bvO2NBnNorrVHYOrAluKsiSaTi8N_P6l-fSA

Ich möchte Sie hierzu um eine Stellungnahme bitten.

Hochachtungsvoll
Michael Puschendorf (Halle a.d. Saale)

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Puschendorf,

es ist unbestritten, dass viele Indikatoren wichtig sind, um ein gutes Bild vom Ausbruchsgeschehen zu erhalten. Dazu gehören insbesondere das Alter der Menschen mit Infektion, der Impffortschritt in der Region, das Testgeschehen sowie ganz wesentlich die Eigenschaften der kursierenden Virusvarianten. Viele andere Indikatoren wie etwa die Auslastung des Gesundheitssystems hängen eng mit diesen Faktoren zusammen.

Die Inzidenz ist der belastbare Wert, der als erstes vorliegt. Er ermöglicht am ehesten noch eine politische Reaktion, die Schlimmeres verhindern hilft. Die Wirkung aller Infektionsschutzmaßnahmen zeigt sich nur mit erheblichem Zeitverzug. Wenn sich 2-4 Wochen nach Ansteigen der Inzidenzzahlen die Intensivstationen füllen, ist es für Gegenmaßnahmen zu spät. Hinzu kommt, dass die Senkung der Gesamtinzidenz letztlich auch die wesentliche Zielmarke sein muss, unter anderem wegen dem unterschätzten Problem Long-COVID, das unabhängig von einem schweren Krankheitsverlauf auftreten kann.
In der Summe ist es im Moment noch richtig, die Gesamtinzidenz als wichtigsten Parameter heranzuziehen. Weitere Parameter müssen aber auch berücksichtigt werden, weswegen auch DIE LINKE die Verwendung der Inzidenz als einzig ausschlaggebenden Indikator für das Inkrafttreten von Maßnahmen kritisiert hat. Wenn ein größerer Teil der Bevölkerung durch eine Impfung geschützt ist, wird sich die Bedeutung anderer Zielparameter erhöhen.

Mit freundlichen Grüßen,

Dr. Petra Sitte MdB
Stellv. Fraktionsvorsitzende
Leiterin des Arbeitskreises "Kultur, Wissen, Lebensweisen"
Fraktion DIE LINKE. im Bundestag
Platz der Republik 1
11011 Berlin

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