Sehr geehrte Frau Dr. Sitte, wie kann die prekäre Situation von MusikerÏnnen, die in Deutschland weit unter tariflich bezahlt werden, verbessert werden? Ist das Thema Grundeinkommen noch ein Thema?

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Petra Sitte
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Frage von Torsten P. •

Sehr geehrte Frau Dr. Sitte, wie kann die prekäre Situation von MusikerÏnnen, die in Deutschland weit unter tariflich bezahlt werden, verbessert werden? Ist das Thema Grundeinkommen noch ein Thema?

Sehr geehrte Frau Dr. Sitte,

in Frankreich bekommen KünstlerÏnnen seit den 1980ern Jahren eine Art von Grundeinkommen für Zeiten, in denen sie keine oder zu wenige Aufträge oder Auftritte haben ("Intermittent du spectacle").

Während und nach der Corona-Zeit, in der für MusikerÏnnen weltweit Auftritte und Einnahmen wegfielen, haben andere europäische Staaten ein Grundeinkommen für KünstlerÏnnen eingeführt, z.B. Irland seit Mai 2022 als für 3 Jahre laufendes Pilotprojekt ("BIA" 1300€/Monat). Andere Staaten haben dies lange vor Corona getan, z.B. Island seit 2017 regulär ("List­a­mann­a­laun" 2908€/Monat).

In Deutschland lag das Einkommen 2021 für KSK-Musiker bei rund 1000€/Monat. Leider scheint die GEMA sich wenig für eine strukturelle Verbesserung der Einkommenssituation von MusikerÏnnen in Deutschland einzusetzen.

Wie unterstützt DIE LINKE, als an Solidarität interessierte Partei, MusikerÏnnen bei ihrem Kampf für eine faire Bezahlung, evtl. sogar Mindestlohn oder Grundeinkommen?

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr P.,

vielen Dank für Ihre Frage.

Die faire Bezahlung von Musiker*innen und anderen Künstler*innen ist uns ein sehr wichtiges Anliegen. Wir wissen, dass die Situation schon vor Corona in weiten Teilen prekär war, und welche zusätzliche Belastung sich aus den Folgen der Pandemie ergibt.

Wir halten daher eine ganze Reihe von Maßnahmen für notwendig, um die Situation zu verbessern. Dazu gehört es unter anderem, die Einhaltung sozialer Standard und insbesondere eine angemessene Vergütung zur Voraussetzung bei der Vergabe von Bundesfördermitteln zu machen. Auch darüber hinaus wollen wir branchenspezifische Honoraruntergrenzen einführen und diese auch tatsächlich durchsetzbar machen. Im letzten Jahr haben wir unsere entsprechenden Forderungen in einem Antrag zusammengetragen, den Sie hier nachlesen können: https://dserver.bundestag.de/btd/19/268/1926873.pdf Zu den dort aufgeführten Maßnahmen würde ich als LINKE Forderungen auch die Stärkung und Erweiterung der Künstlersozialkasse und die Stärkung der Rechte von Kreativen im Urheberrecht, insbesondere was die Durchsetzung des Rechts auf eine angemessene Vergütung angeht, ergänzen wollen.

Da sie nach dem Thema Grundeinkommen fragen: Das Thema wird in der LINKEN weiterhin diskutiert, es steht auch ein Mitgliederentscheid dazu an. Mir selbst ist es dabei vor allem wichtig, dass ein Grundeinkommen kein Ersatz für Leistungen darstellen darf, die sich an spezifischen Bedarfen orientieren, und keine Ausrede, den Niedriglohnsektor unreguliert zu lassen. Die von Ihnen erwähnten Künstler*innen-Grundeinkommen in anderen Ländern sind allerdings durchaus interessante Beispiele, die es sich anzuschauen lohnt.

Mit freundlichen Grüßen

Petra Sitte

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