Wie und worüber wollen Sie mit dem Kreml verhandeln?

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Ralf Stegner
SPD
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Frage von Sebastian H. •

Wie und worüber wollen Sie mit dem Kreml verhandeln?

Sehr geehrter Herr Stegner,

ich kann leider nicht mehr nachvollziehen, warum souveräne Angelegenheiten, ob nun innere oder äußere, stets in ein Verhandlungsdispositiv zu Russland zu stellen sind, um diese regulär zu Gunsten des Kreml zu prüfen und ggf. zurückzunehmen.

Liegt das daran, dass Russland sonst eher weniger verhandlungsaktiv ständig die nukleare Vernichtung androht, obwohl schon Obama sagte, dass Moskau keine Supermacht sei?

Der Kreml hat selbst alle Verhandlungsformte verlassen: Europarat, NATO-Russland-Rat, demnächst OSZE und zeigte bisher nur wenig Interesse, die Stationierung von Iskander und Kinschal zur Disposition zu stellen und schreckt auch vor dem verheerenden Einsatz dieser Waffen nicht zurück, wie wir am Ausmaß der Zerstörung in der Ukraine sehen. Sehen Sie in diesen Aktivitäten und offensichtlich geostrategischen Zielsetzungen wirklich Möglichkeiten eines seriösen Interessensausgleichs der neuen multipolaren Weltordnung?

Mit freundlichen Grüßen

Sebastian H.

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr H.

vielen Dank für Ihre Frage an mich. Bitte entschuldigen Sie, dass Sie noch keine Antwort erhalten haben. Es erreichen mich täglich eine sehr große Anzahl von Zuschriften und es ist mir ein persönliches Anliegen auf die Zuschriften in angemessenem Umfang zu reagieren.

Zunächst möchte ich gerne betonen, dass Deutschland seine Gesetze oder andere politische Vorhaben ohne russische Prüfung verabschiedet. Deutschland ist ein souveräner Staat, in dem das Gesetzgebungsverfahren einem demokratischen Prozess unterliegt. Externe Einflüsse, die den demokratischen und rechtsstaatlichen Prinzipien entgegenstehen, sind nicht tolerierbar. Jegliche Formen von undurchsichtigen finanziellen Unterstützungen und Verbindungen zu autoritären Regimen müssen deshalb untersucht werden. Das transparente Handeln der politischen Interessensvertreter ist schließlich Voraussetzung für die Glaubwürdigkeit und Integrität der politischen Institutionen.

Seien Sie außerdem versichert, dass wir uns nicht von den russischen Androhungen der nuklearen Vernichtung leiten lassen. Das Schüren von solchen existenziellen Ängsten ist elementarer Bestandteil von Putins Abschreckungspolitik. Wir sind uns selbstverständlich dennoch der von Russland ausgehenden Bedrohungen bewusst und beziehen diese in unser außen- und sicherheitspolitisches Kalkül ein. 

Dass die russischen Vertreter die von Ihnen aufgezählten politischen Plattformen verlassen haben, nehme ich als sehr unerfreulich in Bezug auf die diplomatische Verhandlungsbasis wahr. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass die diplomatischen Bemühungen weiter fortgesetzt werden sollten, um langfristigen Frieden in Europa herzustellen. Eine starre Militärlogik kann einen solchen Frieden kaum erreichen, sondern erhöht vielmehr das Eskalationspotenzial.
Die russische Haltung dahingehend zu verändern, sich zu ernsthaften Friedensverhandlungen bereit zu erklären, ist zwar langwierig und kompliziert, dennoch sehe ich die Bemühungen als notwendig an. Vor allem eine Zusammenarbeit mit den wichtigsten wirtschaftlichen Partnern Russlands, China und Indien, die Druck auf Putin ausüben könnten, werte ich als chancenreiche Option. Es ist entscheidend, dass wir weiterhin alle Möglichkeiten der Verhandlung und des Dialogs ausschöpfen, um Lösungen zu finden das Leid der Ukrainer:innen schnellstmöglich zu beenden.

Nochmals vielen Dank für Ihre offenen Worte und Ihre Frage an mich.

Mit besten Grüßen
Ralf Stegner

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