Warum investieren wir nicht mehr Geld in neue Kernkraft Technologie?

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Robert Habeck
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Frage von Axel S. •

Warum investieren wir nicht mehr Geld in neue Kernkraft Technologie?

Die Idee, ein Industrieland wie Deutschland in 30 Jahren nur noch mit Energie aus Wind und Sonne versorgen zu wollen, ist zum Scheitern verurteilt. Die Kosten wären viel zu hoch, denn der an sich wettbewerbsfähige Strom von 7-12 Cent pro Kilowattstunde am Windkraftwerk verteuert sich durch Energieverluste in der Wasserstoffschleife und die zusätzlich benötigten Back-up, Kraftwerke und Elektrolyseure auf über 0,60 € pro Kilowattstunde. Wer Zweifel an dieser Zahl hat, kann das auf www.energiewende-rechner.de nachrechnen. Ich bin sicher, sie haben diese Berechnung auch schon vor langer Zeit durchgeführt. Als Ergänzung zu grundlastfähigen Kraftwerken sind die Erneuerbaren aber sehr gut geeignet. Wäre es vor diesem Hintergrund nicht sinnvoll, das Deutschland mehr Geld in die Forschung von neuen Kernkraftwerktechnologien, wie Flüssig Salz- oder dem Dual Fluid Reactor investiert?

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr S.,

vielen Dank für Ihre Frage.

Mit dem Atomausstieg ist ein energiepolitischer Meilenstein gelungen. Zur Abschaltung der hochriskanten und keinesfalls nachhaltigen Atomtechnologie haben sich in den letzten Jahren alle demokratischen Parteien und auch die Vorgängerregierung bekannt.

Der Ausstieg aus der Atomkraft ist ein Sicherheitsgewinn für unser Land, macht uns weniger verwundbar, wie speziell ein Blick auf den Krieg in der Ukraine deutlich macht. Die Atomkraft ist eine Hochrisikotechnologie, die selbst mit größtem Ingenieurswissen nicht beherrschbare Risiken umfasst und nicht gegen terroristische Angriffe oder Naturkatastrophen gefeit ist.

Zudem macht uns der Atomausstieg unabhängig von nuklearen Brennstoffen, die wir bisher überwiegend aus Russland bezogen haben.

Für die Sicherheit der Stromversorgung werden in Zukunft neben einem massiven Ausbau der Erneuerbaren Energien flexible Kraftwerkskapazitäten gebraucht. AKW sind ungeeignet, Stromlücken zu schließen, weil sie nur im Dauerbetrieb laufen können. Für Engpässe stehen daher Gas- und in abnehmenden Maße Kohlekraftwerke als Reserve zur Verfügung. Selbst eine Laufzeitverlängerung aller drei AKW-Anlagen hätte nur einen geringen Anteil am Strommix gehabt. Atomstrom wurde inzwischen durch Erneuerbare Energien ersetzt.

Für die Zukunft setzen wir auf die effizientesten und klimafreundlichsten Technologien, Windkraft und Solarenergie, die sicheren, sauberen und günstigen Strom produzieren. Deren Ausbau werden wir entschieden weiter beschleunigen. Bürger*innen, in den Kommunen vor Ort können durch finanzielle Beteiligungen davon wirtschaftlich profitieren. Unternehmen können ihre Produktion und Stromversorgung auf erneuerbare Basis umstellen und so ihren Wettbewerbsvorteil im globalen Wettbewerb sichern.

Mit freundlichen Grüßen

Team Robert Habeck

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