An der zerstörten Fernwärmeleitung haben wir gesehen, was eine einzelne Leitung ausmachen kann. Mit autarken Lösungen wie Öl-Heizungen wäre dies nicht passiert. Wieso werden aber genau diese verboten?

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Frage von Herbert L. •

An der zerstörten Fernwärmeleitung haben wir gesehen, was eine einzelne Leitung ausmachen kann. Mit autarken Lösungen wie Öl-Heizungen wäre dies nicht passiert. Wieso werden aber genau diese verboten?

Sehr geehrte Frau Friedel,

die Haverie der Carolabrücke hat uns wieder mal gezeigt, dass zentralistische Energieversorgungssysteme wie Fernwärme, Erdgas oder Wasserstoff gefährlich sind, da ein einziger Single Point of Failure ausreicht, um das gesamte Netz lahmzulegen. Wieso werden aber gerade autarke Lösungen wie Öl- und Koksheizungen verboten? Diese haben doch genau den Vorteil, dass sie unabhängig funktionieren. Eine Wärmepumpe nützt bei ein Stromausfall nichts und auch Wasserstoff- und Biogasleitungen können durch unerwartete Ereignisse wie Vandalismus, Naturkatastrophen etc. zerstört werden. Sollte man den Bürgern nicht eigentlich mehr Autonomie überlassen und sie selbst entscheiden zu lassen, wie sie ihre Wohnung heizen, statt sie dazu zwingen, sich von einem öffentlichen Netz abhängig zu machen?

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Sehr geehrter Herr L.,

haben Sie vielen Dank für Ihre Frage. Aus meiner Sicht ist die Lage anders zu bewerten: 

Mit dem Brückeneinsturz nachts um 03:00 Uhr ist die Fernwärmeversorgung an einem zentralen Punkt unterbrochen worden. Da haben Sie völlig Recht. Keine sieben Stunden später, um 09:40 Uhr, war die Fernwärmeversorgung vollständig wiederhergestellt. Die Versorgungsunterbrechung war nur von sehr kurzer Zeit, trotz des so gravierenden Ereignisses. (Das ist übrigens eine starke Leistung der Dresdner Versorgungsunternehmen, Hut ab vor allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dort, die mitten in der Nacht alles gegeben haben.)

Öl- und Koksheizungen sind nicht mehr oder weniger störanfällig als das Fernwärmenetz. Wenn es zu einer Störung kommt, da haben Sie Recht, ist nur eine Mietpartei betroffen und nicht die halbe Stadt. Das ist ein großer Vorteil. Der große Nachteil ist: Öl- und Koksheizungen sind sehr umweltschädlich. Und zwar nicht nur, wenn ein gravierendes Ereignis eintritt, sondern auch und vor allem, wenn sie funktionieren. Über die Jahre verursachen sie so einen wesentlich größeren Schaden für eine wesentlich größere Anzahl von Menschen. Wenn es uns nicht gelingt, die Verbrennung fossiler Materialien weiter zu reduzieren, dann ist die Folge nicht eine siebenstündige Unterbrechung der Heizungsversorgung für Sie und mich, sondern eine Unbewohnbarkeit großer Teile des Planeten für Ihre und meine Nachkommen.

Daher ist Ihr "single-point-of-failure"-Argument aus meiner Sicht nicht geeignet, das "general-failure"-Argument (Wir müssen unseren Planeten retten, weil wir sonst nicht mehr drauf leben können) außer Kraft zu setzen.

Freundliche Grüße
Sabine Friedel 

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