Herr Becker, wie stehen Sie zu den massiven Grundrechtseinschränkungen unter den Coronaregime? Und wie stehen Sie zur Frage der Impfplicht ?

Simon Becker vor dem Saarburger Kreiskrankenhaus
Simon Becker
DKP
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Frage von Gerrie v. •

Herr Becker, wie stehen Sie zu den massiven Grundrechtseinschränkungen unter den Coronaregime? Und wie stehen Sie zur Frage der Impfplicht ?

Simon Becker vor dem Saarburger Kreiskrankenhaus
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DKP

Als Arzt, der in der Notfall- und Akutversorgung direkt mit vielen Covid-19 Fällen konfrontiert ist und zeitweise massive psychische, personelle und materielle Auslastung im Krankenhaus miterlebt hat, muss ich zugeben, dass die Einschränkungen des öffentlichen Lebens in der ersten und zweiten Welle notwendig waren um das Infektionsgeschehen auszubremsen. Das Gesundheitssystem stand mit Personalmangel und unzureichender Vorratshaltung von Schutzausrüstung schon vor Beginn der Pandemie mit dem Rücken an der Wand. Jedoch bleiben die entscheidenden Lehren nach jeder Welle aus. Meine Kritik an den Maßnahmen der Bundesregierung ist, dass sie sich bisher lediglich auf den Privatbereich beschränkt haben, während Unternehmen und Fabriken offen gelassen wurden. Damit wurden die Einschränkungen lediglich auf den Privatbereich konzentriert, während die Kapitalisten weiterhin Profite erwirtschaften konnten auf Kosten unserer Gesundheit. Gleichzeitig wurden viel zu wenig Gelder verwendet um alle Menschen aufzufangen, die von Betriebsschließungen betroffen waren. Eine konsequente Zero Covid Politik, die den Menschen eine umfassende monetäre und psychologische Versorgung ermöglicht hätte, wäre die richtige Strategie gewesen. In Ländern wie China und Vietnam hat sich gezeigt, dass durch eine konsequente Zero Covid Politik sich sowohl die Lockdowns auf eine Minimalzeit begrenzen als auch das wirtschaftliche Wachstum sichern lassen. Die Länder die eine Zero Covid Politik verfolgt haben, konnten früh ihr gesellschaftliches Leben zum Normalzustand zurückführen während gleichzeitig die Risikogruppen geschützt und eine Vielzahl an Toten verhindert wurde. Die Entscheidungen der herrschenden Politik sind zwar von kapitalistischem Interesse getrieben, jedoch halte ich die Existenz eines "Coronaregime" für inkorrekt. Wir leben weder unter einer Diktatur, einer Putsch- , Clan- oder Militärregierung.
Eine generelle Impfpflicht ist derzeit nicht sinnvoll, da es keinen zugelassenen Impfstoff für Kinder unter 12 Jahren gibt. Somit ist eine Immunisierung der kompletten Bevölkerung ohnehin nicht zu erreichen. Ungeachtet dessen stellt es einen Akt der Solidarität dar, wenn sich alle Menschen impfen lassen um diejenigen zu schützen die sich nicht impfen lassen können oder bei denen die Impfung nicht wirkt (z.B. bei Menschen mit Autoimmunerkrankungen). Sinnvoll ist eine Impfpflicht in einzelnen Berufen die mit Risikogruppen arbeiten schon.