Sehr geehrter Herr Callet,

Rechtsextremismus und rechtsextremistische Tendenzen sind mittlerweile leider in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen. Wir können diese Entwicklung nicht weiter ignorieren oder sprachlos vor ihr resignieren. Wir müssen vielmehr reagieren und uns mit den Rechtsextremen auseinander setzen. Dabei muss uns bewusst sein, dass dies kein kurz- sondern ein langfristiger Prozess sein wird. Er bedeutet aber auch: Jede und jeder aus den Reihen demokratischer Parteien, die den Eindruck vermittelt und aktiv oder passiv dazu beiträgt, dass der Eindruck entsteht, Rechtsextremisten seien wählbar, sind als DemokratInnen nicht tragbar.

Wir alle sind in der Pflicht, Zukunftsperspektiven für Menschen zu schaffen - für alle, in ganz besonderem Maße aber für unsere Jugend, der wir demokratische Werte vermitteln und Chancen zur Mitwirkung eröffnen müssen. Denn ob gerade junge Menschen weltoffene oder fremdenfeindliche Deutungsmuster lernen, liegt in einem hohen Maß an uns Erwachsenen. Hören wir also endlich damit auf, sie in hohem Maß zu diskreditieren, zu diskriminieren und zu sanktionieren! Jugendliche sind feine Seismographen, die Stimmungen einer Gesellschaft empfangen und darauf reagieren. Wenn wir sie nicht da abholen, wo sie stehen, werden es andere tun. Dafür ist Sachsen nur ein Beispiel. Es wäre allerdings mehr als kurzsichtig, wenn wir unsere Sicht nur auf die neuen Bundesländer verengen würden.

Debatten um angebliche "Leitkulturen", "Parallelgesellschaften" oder "Patriotismus" sind ebenso überflüssig wie gefährlich und unsinnig. Wir brauchen dringend einen "Aufstand der logisch Denkenden", die längst verstanden haben: Deutschland ist bunt. Wir müssen ein Leitbild dieser bunten Gesellschaft entwerfen: Wie und wohin wollen wir uns gemeinsam weiter entwickeln Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit müssen wir entschieden entgegen treten.

Mit freundlichen Grüßen

Stefan Boxler