Frage an Stefan Liebich bezüglich Gesundheit

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Stefan Liebich
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Frage von Thomas M. •

Frage an Stefan Liebich von Thomas M. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrter Herr Liebich,
in 18 europäischen Ländern gibt es bei der Organspende das Gesetz der Widerspruchslösung : Jeder ist Spender & wer nicht spenden will, kann widersprechen. In Deutschland gilt die Entscheidung & hier sterben bei der momentanen Gesetzeslage jedes Jahr über 1000 Menschen die auf der Warteliste stehen. Man wartetet in Deutschland z.B. auf eine Niere 7- 10 Jahre & in Spanien oder Österreich dagegen nur 1 Jahr, weil es dort die Widerspruchslösung gibt !
Ich fühle mich als Betroffener in Deutschland benachteiligt - gegenüber den Ländern mit Widerspruchslösung !
Was sagen sie zur Widerspruchslösung ?

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DIE LINKE

Sehr geehrter Herr M.,
so viel steht wohl fest, das Thema Organspende wird den Bundestag schon bald wieder beschäftigen. Neben Fragen der Gerechtigkeit und Transparenz wird es auch darum gehen, Wege aufzuzeigen, die Spendenbereitschaft in der Bevölkerung zu erhöhen. Derzeit wird in Deutschland die sogenannte Zustimmungslösung praktiziert, die darauf hinausläuft, dass jemand, der Organspender sein will, selbst aktiv werden muss und sich als solches in einem Register eintragen zu lassen. Eine andere Option in der Debatte ist die verpflichtende Entscheidungslösung. Hierbei sollen alle Bürgerinnen und Bürger gleichermaßen angehalten werden, sich zu entscheiden, Organspender zu sein oder eben nicht zu sein und dabei natürlich auch die Option zu haben, sich noch unentschieden zu zeigen. Die dritte Variante wäre die von Ihnen beschriebene Widerspruchslösung. Ob diese Ihrer Erwartungshaltung gerecht wird ist durchaus offen. Meine Fraktion hatte vor einigen Jahren vom Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages eine Untersuchung zu Auswirkungen der Widerspruchslösung auf die Zahl der Organspenden erstellen lassen – mit interessanten Ergebnissen. Demnach könne eine Widerspruchslösung statt einer Erhöhung der Spenderzahlen sogar das Gegenteil bewirken. Andere Maßnahmen im Rahmen der Organisation des Transplantationswesens scheinen dagegen zielführender zu sein. In Spanien wurde die Widerspruchslösung bereits 1979 eingeführt. Ein Anstieg der Spenderquoten konnte dort aber erst zehn Jahre später verzeichnet werden. Der Anstieg verlief zeitlich parallel mit der Gründung einer nationalen Transplantationsorganisation, mit der eine neue entsprechende Infrastruktur eingeführt wurde. Dies, und nicht die Widerspruchslösung, wird als ursächlich für die positive Entwicklung der Spenderzahlen in Spanien angesehen. Es gibt offenbar eine Vielzahl von Faktoren, die Einfluss auf die Anzahl der Organspender ausüben und es scheint sich dabei positiv auf die Zahl der Organspender auszuwirken, wenn das Thema im Bewusstsein der Bevölkerung präsent ist und die Diskussion innerhalb der Familien angeregt wird.
Mit freundlichen Grüßen
Stefan Liebich