Die Flächenversiegelung in unserer Region (Euskirchen / Zülpich) zu Gunsten Wohnimmobilien in Form von Einfamilienhäusern schreitet immer stärker voran. Wie stehen Sie dazu?

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Stefan Söhngen
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Frage von Joachim B. •

Die Flächenversiegelung in unserer Region (Euskirchen / Zülpich) zu Gunsten Wohnimmobilien in Form von Einfamilienhäusern schreitet immer stärker voran. Wie stehen Sie dazu?

Sehr geehrter Herr Söhngen,
die Nachfrage nach Eigenheimen in unserer Region steigt. Immer Pendler nutzen die im Vergleich zu Köln und Umland relativ günstigen Grundstückspreise, um hier Bauland zu erwerben. Die Gemeinden zusammen mit den Eigentümern der entsprechenden Landflächen langen natürlich gerne zu. In der Umkehrung schreitet die Flächenversiegelung hier in den ländlichen Regionen voran. Dies führt immer häufiger bei starken Niederschlagsereignissen zu Überschwemmungen, da immer weniger Flächen zur Verfügung stehen, die die Wassermassen aufnehmen und dem Grundwasser zuführen können. Die jüngsten Ereignisse haben die möglichen Folgen drastisch gezeigt.
Wie stehen Sie dazu?

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr B.,

das ist eine sehr komplexe Fragestellung, da sie letztlich stark von kommunalen Gegebenheiten abhängt und auch kommunal vor Ort entschieden wird. Dennoch lassen sich einige grundlegende Dinge festhalten.

Erstens möchte DIE LINKE kommunale Grundstücke nicht mehr verkaufen, sondern nur noch in Erbpacht vergeben, was eine kommunale Kontrolle über den Boden ermöglicht.

Zweitens ist die Frage der Zersiedelung immer kommunal abhängig, beispielsweise wird DIE LINKE. in Brühl (wo ich derzeit wohne) keinen neuen Baugebieten mehr zustimmen, da die Stadt sehr versiegelt ist, was sich neben dem von Ihnen beschriebenen Starkregenschutz auch auf das Mikroklima auswirkt. Ich kann mir aber sehr wohl vorstellen, dass man beispielsweise in Blankenheim oder Dahlem in der Nordeifel noch weiter baut.

Drittens ist die steigende Nachfrage nach Wohnraum auch mit dem Wohnungsmarkt in den Großstädten bzw. in den Speckgürteln zu erklären. Hier fordert DIE LINKE. einen bundesweiten Mietendeckel und den Bau von jährlich 250.000 Sozialwohnungen. Durch fallende Preise für Wohnungen und für Grundstücke in den Städten wird auch sicherlich der Migrationsdruck aufs Land abnehmen.

Viertens hängt auch vieles von den Bauformen ab, es gibt Bauformen, die sich deutlich besser mit Starkregen vertragen, zudem ist es möglich zu berechnen wo es Senken in einer Ortschaft gibt und damit herauszufinden welche Häuser gefährdet sind. Somit ist es möglich auch im Einklang mit Starkregenschutz zu bauen. Zudem gibt es eine reihe weiterer Maßnahmen wie beispielsweise eine Verbreiterung des Flussbetts oder eine Renaturierung von Flüssen, die ebenfalls zur Prävention von Fluten beitragen können. Es sollte definitiv nicht mehr in den an den Flüssen ausgewiesenen Überschwemmungsgebieten gebaut werden.

Somit gibt es eine Reihe von Maßnahmen, die dafür sorgen können, dass auch weitere Bauten im Einklang mit dem Schutz vor Fluten entstehen können, dennoch sind Ihre Sorgen sehr berechtigt, weshalb es immer einer Prüfung vor Ort bedarf, bevor gebaut werden kann.

Mit freundlichen Grüßen

Stefan Söhngen