Frage an Sven-Christian Kindler bezüglich Gesundheit

Portrait von Sven-Christian Kindler
Sven-Christian Kindler
Bündnis 90/Die Grünen
73 %
27 / 37 Fragen beantwortet
Frage von S. B. •

Frage an Sven-Christian Kindler von S. B. bezüglich Gesundheit

es geht um meinen Unmut über unser Gesundheitswesen, speziell die Reformen und die offensichtlichen Mißstände in der Versorgung der Patienten. Und natürlich um meine eigene miserable Behandlung in den letzten Jahren im Falle einer Krebserkrankung. Es wurden Früherkennungsuntersuchungen (Sonografie, Tastuntersuchung, MRT) einfach nicht oder nicht gründlich durch die niedergelassenen Ärzte ausgeführt. Und zwar aufgrund der Budgetierung der Ärzte. Das wurde mir sogar von diesen so gesagt.-- [Ausführliche Schilderung:"Nur jeder 3. bekommt Ultraschall." "Ein MRT kostet nur, uns sind da die Hände gebunden". Dazu kommt noch, dass man bei einem dringenden Rezidiv-Verdacht 6 Wochen auf ein MRT warten muss. Das kann doch alles nicht sein!! Und nach der schweren Operation muss man wiederum 4 Monate (!) auf eine Anschluss-Reha warten.] -- Wohin soll das führen? Wie viele Todesfälle muss es geben, damit sich etwas ändert? Ärzte machen Urlaub, weil sie ihre Leistungen nicht bezahlt bekommen und der Patient muss 2 Monate auf einen Termin beim speziellen Arzt warten? Verständlich, oder? Wenn ich Arzt wäre, würde ich für meine Arbeit auch gern angemessen bezahlt. Müssen wir uns alle privat zusatzversichern, damit wir behandelt werden? - Unsere Bundeskanzlerin hat doch den Auftrag, Schaden vom Bürger abzuwenden. FRAGE: Was würde ein grüner Gesundheitsminister dafür tun??

Portrait von Sven-Christian Kindler
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Beste,

vielen Dank für Ihre Frage. Das Wichtigste zuerst: Ich wünsche Ihnen eine baldige Genesung.

Ein grüner Gesundheitsminister oder eine grüne Gesundheitsministerin würde sich in erster Linie darum kümmern, die von Ihnen zurecht kritisierte Zwei-Klassen-Medizin zu beenden. Es ist unabdingbar allen Bürger_innen den Zugang zu einer guten Gesundheitsversorgung dauerhaft zu gewährleisten. Dazu wollen wir die Bürgerversicherung einführen, dass gesetzlicher Krankenversicherung (GKV) und private Krankenversicherung (PKV) zu den gleichen Konditionen in einem fairen Wettbewerb Tarife anbieten müssen und niemanden ablehnen dürfen.

Das durchschnittliche Jahresbruttoeinkommen eines GKV-Versicherten (im Jahr 2010 lag dieses bei 21.400 Euro brutto) ist nicht einmal halb so hoch wie das eines PKV-Versicherten (dieses lag im gleichen Jahr bei 46.900 Euro brutto). Und diese Kluft wächst. Nur durch eine Aufhebung der Trennung können wir dafür sorgen, dass alle Krankenversicherer in einem fairen Wettbewerb um die besten Leistungen für die Versicherten stehen.

Schwarz-gelb hat den Einstieg in die unsoziale Kopfpauschale vorgenommen und will diesen Weg auch in Zukunft weitergehen. Wir setzen dagegen auf eine Bürgerversicherung, mit der wir das Solidarsystem stärken und auf steigende Anforderungen vorbereiten wollen. Dadurch sinken die Beiträge und werden wieder zu gleichen Teilen von Arbeitgeber_innen und Arbeitnehmer_innen in Form der paritätischen Finanzierung getragen.

Wie an Ihrem persönlichen Schicksal außerdem deutlich wird, sind Art und Ausmaß der Behandlung der Patient_innen vielfach nicht von der Schwere ihrer Erkrankung abhängig. Stattdessen wird zu oft darauf geachtet, ob diese gesetzlich oder privat versichert sind. Zudem entstehen für die Ärzt_innen große Anreize sich in Stadtteilen und Regionen mit vielen Privatversicherten niederzulassen – und nicht dort, wo sie wirklich gebraucht werden. Das ist einer der zentralen Gründe für den verstärkten Ärztemangel in verschiedenen Regionen. Auch das lange Warten auf Termine für gesetzlich Versicherte ist die Folge solcher Fehlanreize.

Mit freundlichen Grüßen
Sven-Christian Kindler

Was möchten Sie wissen von:
Portrait von Sven-Christian Kindler
Sven-Christian Kindler
Bündnis 90/Die Grünen