Wird jetzt allgemein im Bundestag angeregt, aus Twitter auszusteigen, seit bekanntermaßen ein Alleinherrscher dort das Sagen hat?

Das Foto zeigt eine Portraitaufnahme von Tabea Rößner vom Juni 2021.
Tabea Rößner
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Inge C. •

Wird jetzt allgemein im Bundestag angeregt, aus Twitter auszusteigen, seit bekanntermaßen ein Alleinherrscher dort das Sagen hat?

Ich würde mir wünschen, dass unsere Politiker die Plattform umgehend verlassen,
weil es kann sich keiner leisten, einem Förderer von Trump zu Diensten zu sein, indem er sein neu erworbenes Forum noch nutzt, aber es muss ja jeder für sich selbst entscheiden....

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau C.

vielen Dank für Ihre Frage. Die Entwicklungen bei Twitter wie auch bei anderen sogenannten Sozialen Netzwerken beobachte ich sehr genau. Denn die Netzwerke mit ihren Algorithmen werden zunehmend zur Information und Meinungsbildung genutzt, sie bestimmen letztlich, welche Inhalte wir ausgespielt bekommen. Besonders die Übernahme durch Elon Musk und den dadurch gestiegenen Einfluss einer einzelnen Person auf den öffentlichen Diskurs und den Meinungsbildungsprozess sehe ich sehr kritisch. So läuft Twitter Gefahr, als Plattform für die unternehmerischen Interessen Elon Musks zu dienen.

Es ist allerdings nicht möglich vorzuschreiben, welche Plattform Politikerinnen und Politiker nutzen. Letztlich wollen Politikerinnen und Politiker Reichweite erzielen, und diese bekommt man nur, wenn man dort unterwegs ist, wo viele andere Menschen auch unterwegs sind. Man kann aber dafür werben, andere Plattformen zu nutzen. So nutze ich seit längerer Zeit auch den Kommunikationsdienst Mastodon. Dieser ist auf aktuell mehr als 8.000 dezentralen, voneinander unabhängigen Servern organisiert. Die Server-Inhaber:innen sind für das Aufstellen und Durchsetzen der Verhaltensregeln auf ihren eigenen Servern verantwortlich. Eine Machtkonzentration hin zu einer Person, wie sie aktuell bei Twitter zu beobachten ist, ist dadurch kaum möglich.

Der individuelle Newsfeed bei Mastodon setzt sich nicht auf Basis von Algorithmen zusammen, sondern chronologisch nach Veröffentlichung der Postings. Es werden auch keine Vorschläge zum Folgen bestimmter Personen, basierend auf dem eigenen Nutzungsverhalten, angezeigt. Was nach zwei Kleinigkeiten klingen mag, setzt an der Wurzel eines enormen Problems in der digitalen Welt an. Auf Algorithmen basierende Darstellungen und Empfehlungen verstärken den Effekt von Filterblasen und erschweren den Austausch mit Menschen, deren Interessen und Ansichten nicht den eigenen entsprechen.  

Ich bin überzeugt davon, dass eine Demokratie vom Austausch mit Menschen auch außerhalb der eigenen Blase lebt. Daher werde ich in Zukunft meine Aktivität bei Mastodon weiter intensivieren. Folgen Sie mir gerne dort: https://gruene.social/@TabeaRoessner

 Herzliche Grüße

Tabea Rößner

 

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