Wieso werden Überproduktion besonders im E-Automobil Sektor nicht reglementiert

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Tobias Lindner
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Frage von Richard S. •

Wieso werden Überproduktion besonders im E-Automobil Sektor nicht reglementiert

Sehr geehrter Herr Linder, Wieso werden Firmen die eine unverhältnismäßige Überproduktion haben anscheinend nicht entsprechend kontrolliert um einen nachhaltigeren Ressourcen Umgang zu ermöglichen?

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Sehr geehrter Herr S.,

ich halte die direkte Regulierung der Produktionsmengen im E-Automobilsektor aus verschiedenen Gründen für nicht erstrebenswert, so etwa das Prinzip der freien Marktwirtschaft (Der Staat greift in der Regel nur regulierend ein, wenn es erhebliche Marktversagen gibt) - stimme Ihnen aber zu, dass es politische Rahmenbedingungen für eine nachhaltigere Ressourcennutzung und Kreislaufwirtschaft braucht. Durch die Kombination von regulativen Maßnahmen, finanziellen Anreizen und internationaler Zusammenarbeit wollen wir die Umweltauswirkungen u.a. der Automobilproduktion minimieren und eine nachhaltigere Industrie zu schaffen.

Besonders wichtig ist in meinen Augen hier die Verordnung für Recycling von Fahrzeugen (https://germany.representation.ec.europa.eu/news/kreislaufwirtschaft-eu-kommission-legt-eine-verordnung-fur-recycling-von-fahrzeugen-vor-2023-07-13_de) , die derzeit noch in den Verhandlungen steckt. Schon verabschiedet hingegen ist die EU Ökodesign Verordnung. Sie setzt also schon beim möglichst ressourcensparendem Design an (siehe hier: https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Schlaglichter-der-Wirtschaftspolitik/2024/06/09-oeko-design-verordnung.html) Für den E-Automobilsektor bedeutet dies, dass Fahrzeuge und deren Komponenten so gestaltet werden müssen, dass sie energieeffizient, reparierbar und recycelbar sind.

Darüber hinaus erarbeitet die Bundesregierung derzeit die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie. Auf EU Ebene sind wir schon einen Schritt weiter: Die Europäische Union hat eine umfassende Kreislaufwirtschaftsstrategie entwickelt, die darauf abzielt, Abfall zu reduzieren und die Wiederverwendung und das Recycling von Materialien zu fördern. Diese Strategie umfasst auch den Automobilsektor und fördert die Verwendung von recycelten Materialien sowie die Verbesserung der Recyclingfähigkeit von Fahrzeugen.

Aber auch eine Nachhaltigkeitsberichterstattung ist in meinen Augen essentiell: In der Europäischen Union gibt es bereits die Richtlinie zur nichtfinanziellen Berichterstattung (NFRD), die große Unternehmen verpflichtet, Informationen über Umwelt-, Sozial- und Arbeitnehmerbelange sowie die Achtung der Menschenrechte und die Bekämpfung von Korruption und Bestechung zu veröffentlichen. Diese Richtlinie wird durch die kommende Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) ersetzt und erweitert, die strengere Anforderungen an die Berichterstattung stellt und mehr Unternehmen umfasst. Eine veränderte Unternehmensberichterstattung, die Nachhaltigkeitsaspekte und Ressourceneffizienz stärker in den Fokus rückt, kann einen wichtigen Beitrag zur Reduktion von Überproduktion leisten. Denn: Wenn Unternehmen detailliert über ihre Ressourcennutzung, Produktionsmengen und die Umweltbelastungen berichten müssen, wird Überproduktion sichtbarer. Dies kann den Druck von Stakeholdern, einschließlich Investoren, Kunden und Aufsichtsbehörden, erhöhen, nachhaltigere Produktionsmethoden einzuführen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Tobias Lindner

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