Sehr geehrter Herr Schülke,
zunächst möchte ich darauf hinweisen, dass eine Enthaltung keine Zustimmung ist. Eine Enthaltung ist dann sinnvoll, wenn es eine letzte Entscheidung noch nicht gibt, da ein solches Thema einer fundierten Prüfung bedarf. Die Bundesregierung, auch durch den verzögerten Start, bewertet im Kabinett unterschiedliche; auch das nehme ich zur Kenntnis. Die Kritik an der Gentechnik sehe ich und ist ein Grund, weshalb ich nicht zugestimmt habe. Ich sehe aber auch, dass der Mitbegründer von Greenpeace, Dr. Patrick Moore darauf hinweist, dass täglich 6000 Kinder an Vitamin-A-Mangel sterben, die durch gentechnisch veränderten Reis gerettet werden könnten. 80% unserer Lebensmittel kommen schon heute mit Gentechnik in Berührung, 140 gentechnisch veränderte Medikamente sorgen für Heilung. In 20 Ländern werden seit den 90er Jahren gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut, ohne dass es zu einem Schadensfall gekommen ist. Es ergab sich bei keinem der Forschungsprojekte, die auch von der Bundesregierung aufgelegt wurden, zu einem Hinweis auf Gefährdungen. Die EU hat, auch durch den Druck Deutschlands, das weltweit strengste Genehmigungsverfahren. Bei der Abwägung zwischen den Vorbehalten in Deutschland und der Notwendigkeit resistente Pflanzen für die wachsende Weltbevölkerung zu entwickeln, habe ich für mich noch keine letzte Entscheidung getroffen. Ärgerlich ist allerdings, dass einer starken Kommission in der EU ein immer noch zu schwaches europäisches Parlament gegenüber steht. Gerade vor dem Hintergrund der Freihandelsverhandlungen zwischen EU und den USA sehe ich hier dringenden Handlungsbedarf. Europäische Regelungen bedürfen einer europäischen parlamentarischen Kontrolle. Ich respektiere Ihre Position, bitte aber um Verständnis, dass ich meine Güterabwägung noch zu treffen habe.

Beste Grüße
Uwe Schummer MdB