Sehr geehrter Herr Humplik,

vielen Dank für Ihre Frage vom 26. Juli 2011.

Die Ursache für die massiven Investitionen einiger Landesbanken in hochspekulative Anlageformen lag in der Forderung der Europäischen Kommission nach dem Wegfall der staatlichen Haftung. Ohne staatliche Garantie war absehbar, dass sich die Kreditkosten für diese Institute deutlich erhöhen würden. Viele Landesbanken haben deshalb im Vorfeld massiv Geld aufgenommen und zum Teil auch in sehr spekulative Anlagen investiert. Deutschland war vor allem aufgrund des halbstaatlichen Bankensektors von der amerikanischen Subprimekrise in besonderer Weise ge- und betroffen war.

Staatsanleihen galten in der Vergangenheit als eine der sichersten Anlageformen. Versicherungen und Banken sind gehalten, vor allem in solche Anlagen zu investieren, die über ein möglichste gutes Rating verfügen. Aus diesem Grund waren die Falschbeurteilungen der Kreditpakete durch die Ratingagenturen so gefährlich. Diese haben dazu geführt, dass auch zu konservativen Anlageformen verpflichtete Investoren, wie z.B. Versicherungen und Pensionsfonds, in hochspekulative Anlage investieren konnten. Die amerikanischen Ratingagenturen haben in der Subprimekrise in ihrer Rolle als Anlagen-TÜV fulminant versagt und waren damit eine der wesentlichen Ursachen der Finanzkrise.

Eine der Lehren aus der Finanzkrise ist, dass wir die Bedeutung der Rating-Agenturen reduzieren müssen. Wir müssen sicherstellen, dass die Ratings den Ansprüchen an eine neutrale und möglichste objektive Bewertung genügen. Im Prinzip halte ich es im Interesse der Finanzmarktstabilität und -sicherheit aber weiter für gerechtfertigt, Mindestanforderungen für die Anlagen großer institutioneller Anleger vorzugeben.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Volker Wissing, MdB