Frage an Volker Wissing von Norbert M. bezüglich Familie
Sehr geehrter Herr Dr. Wissing,
mit Interesse habe ich Ihre Antwort zum Thema Elternunterhalt an Herr Volckmer gelesen. Ich muss gestehen, dass ich bis vor etwa zwei Jahren ebenso argumentiert habe. Das ist die verständliche Meinung eines nicht Betroffenen.
Es gibt jedoch einen gravierenden Unterschied zwischen Unterhalt für Kinder und Unterhalt für Eltern: Für meine Kinder habe ich mich entschieden, und es ist selbstverständliche Verpflichtung, dafür aufzukommen. Für meine Eltern konnte ich mich nicht entscheiden; trotzdem wird mir für unbestimmte Zeit die freie Verfügungsgewalt über mein Einkommen genommen.
Der für das Eintreiben von Forderungen notwendige Aufwand ist immens und übersteigt in meinem Fall zweifellos mögliche Rückzahlungen an das Sozialamt. Das ist volkswirtschaftlicher Unfug. Ich denke, dass es eine öffentliche Aufgabe - im Rahmen der Pflegeversicherung ? - ist, die Pflege zu finanzieren. Für den einzelnen ist das ein unkalkulierbares Risko.
Hinzu kommt,. dass Gerichte ohne große Sachkenntnis urteilen udn höchstrichterliche Entscheidungen unbeachtet lassen. Das erzeugt das Gefühl großer Ungerechtigkeit und Ohnmacht.
Können Sie Ihren Standpunkt unter diesen Gesichtspunkten vielleicht nochmals überdenken?
Mit freundlichen Grüßen
Norbert Meiß
Sehr geehrter Herr Meiß,
vielen Dank für Ihre mail vom 11. Januar 2008.
Ich habe nie behauptet, dass der Elternunterhalt eine einfache Regelung ist und sicherlich gibt es genügend Fälle die ungerecht erscheinen. Gleichwohl bleibt für mich die Bereitschaft füreinander einzustehen ein wesentliches Element der Familie. Eltern müssen regelmäßig für ihre Kinder einstehen, auch wenn sie auf deren Lebensführung keinen Einfluss mehr haben. Unser Gemeinwesen baut im wesentlichen auf die Familie auf. Aus diesem Grund steht die Familie unter dem besonderen Schutz des Staates. Was ist Familie ohne Solidarität, ohne die Bereitschaft füreinander einzustehen? Natürlich ist es möglich, diese Verantwortung auf staatliche Institutionen zu übertragen und trotzdem habe ich erhebliche Zweifel, ob dieses aus gesellschaftspolitischer Sicht erstrebenswert ist. Abgesehen von den zu erwartenden zusätzlichen Kosten: die Gesellschaft würde kälter werden.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Volker Wissing, MdB