Frage an Volker Wissing bezüglich Finanzen

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Volker Wissing
FDP
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Frage von Thomas S. •

Frage an Volker Wissing von Thomas S. bezüglich Finanzen

Sehr geehrter Herr Dr. Volker Wissing,

inwiefern steht die FDP in einer wirtschaflichen, beruflichen Krisenzeit für eine ernsthafte und ernstgemeinte und damit nachhaltige Weiterbildungspolitik?

Zur Zeit bin ich mit zwei Erscheinungsformen der politischen Realität konfrontiert:

1. Rede(n) von Weiterbildung als persönliche Verbesserung der Lebenssituation und gesellschaftlicher Anerkennung zum Wohle der Allgemeinheit (starke Schultern können mehr tragen) und

2. Verwirklichung/Umsetzung von Weiterbildungsangeboten zum nachhaltigen privaten und gesamtstaatlichen Wirtschaften (Besserverdiener tragen zu mehr Steuereinnahmen und damit auf Seiten des Staates zu nachhaltigem Wirtschaften bei, mehr Geld am Ende des Monats in der Tasche steigert den Konsum, auch von höherwertigen Produkten).

Im 1. Beispiel scheint mir das Schlagwort Weitbildung als Totschlagargument in politischen Debatten zu dienen, denn dies führt zu Konsens, der verstummen lassen soll. Wer kann sich ernsthaft erlauben Stimmung gegen Weiterbildung zu machen, ohne Ignoranz zu propagieren?

Im 2. Beispiel erlebe ich gerade wie Weiterbildung, dort wo es konkret werden soll, umgesetzt wird, nämlich gar nicht. Ich bin darin kein Einzelfall. Oft ist man ja dazu geneigt, jenen Jammernden ein müdes Lächeln zu zeigen, wenn sie von abgelehnten Weiterbildungsmöglichkeiten sprechen.

In meinem konkreten Fall geht es um die Weiterbildung zum Technischen Redakteur. Als Übersetzer mit Kenntnissen im Bereich Informatik bin ich grundsätzlich dafür geeignet. Viele Firmen antworten aber mit Absagen, wenn man nach Volontariatsstellen fragt, die durch private Bildungsinstitute und öffentliche Gelder unterstützt werden. Schließlich will man ja ausgebildete und berufserfahrene Angestellte, obwohl es bei Weitem nicht genügend Angebot gibt. Diese Kurzsichtigkeit herrscht auch bei den öffentlichen Stellen für die Vergabe von Weiterbildungsangeboten. 8.444,59EUR Kosten sind eben kurzfristig zu hoch für langfristige Steuermehreinnahmen.

MfG

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FDP

Sehr geehrter Herr Schins,

vielen Dank für Ihre Anfrage vom 19. März 2009.

Ihre Enttäuschung kann ich sehr gut nachvollziehen. Sie haben für sich eine überzeugende berufliche Perspektive entdeckt und wollen natürlich nicht akzeptieren, dass diese an der Finanzierung scheitert. Eine Stellungnahme zu Ihrem konkreten Einzelfall ist mir nicht möglich, aber generell würde ich bei einer Fortbildung die gleichen Kriterien anlegen, wie bei einem Geschäftsplan. Das heißt, auch wenn Sie die 8.500 Euro über einen Kredit finanzieren, muss sich die Weiterbildung "rechnen".

Die persönliche berufliche Weiterbildung sollte zunächst ein Anliegen jedes Einzelnen sein und erst dann der Allgemeinheit. Wenn Sie eine öffentliche Finanzierung einfordern, heißt das im Prinzip nichts anderes, als dass der Staat anderen Menschen dieses Geld wegnimmt um es Ihnen zu geben. Der Staat schränkt dann die Möglichkeiten von Menschen ein, damit Sie mehr Möglichkeiten haben. Das mag in Ihrem konkreten Einzelfall vielleicht sogar gerechtfertig sein. Trotzdem muss der Staat hier sehr vorsichtig agieren.

Der Solidaritätsgedanke ist ein zentraler Baustein unserer Gesellschaft, überstrapazieren darf man ihn aber nicht.

Sollten Sie einen Anspruch auf eine berufliche Weiterbildung haben und die Agentur für Arbeit Ihnen diesen verweigern, empfehle ich Ihnen, eine Eingabe an den Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages (Platz der Republik 1, 11011 Berlin) zu richten und eine Überprüfung Ihres Falles zu beantragen.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Volker Wissing, MdB

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