Die EU plant, dass der Führerschein ab 70 Jahren nur verlängert wird, wenn die Fahrtauglichkeit nachgewiesen wird. Wie stehen Sie dazu und gibt es eine Möglichkeit, dass Deutschland das verhindert?
Ich empfinde die geplante Regelung als diskriminierend und unverhältnismäßig. Außerdem habe ich das Misstrauen, dass die Regelung als Mittel missbraucht werden kann, den Individualverkehr in der Annahme zu vermindern, dass alte Menschen sich nicht so gut wehren können. Der grüne Klimapfad sieht ja große Einschnitte beim Individualverkehr vor. Ich würde gerne als mündiger Bürger in Selbstverantwortung entscheiden, wann ich das Autofahren aufgebe. Das schließt die Verantwortung für die Sicherheit anderer Verkehrsteilnehmer ein. Als alter Mensch werde ich auf das eigene Auto besonders angewiesen sein, wenn die Beine nicht mehr weite Strecken tragen. Zumindest solange, wie es keine selbstfahrenden Carsharing-Autos gibt, die man rufen kann.
Sehr geehrter Herr N.,
vielen Dank für Ihre Nachfrage.
Die Idee, dass sich Senioren ab einem bestimmten Alter ohne weiteren Anlass regelmäßig einem Tauglichkeitstest unterziehen müssen, sehe ich, ähnlich wie Sie, durchaus kritisch und habe mich dahingehend schon öffentlich geäußert. Letztlich sollte man eben auch in die Überlegungen einfließen lassen, dass die Zahlen der Unfallstatistik derzeit nicht hergeben, dass von älteren Kraftfahrerinnen oder Kraftfahrern in Deutschland ein erhöhtes Unfallrisiko ausgeht. Viele ältere Menschen sind sehr erfahrene und umsichtige Autofahrer. Ich setze hier ganz klar auf die Eigenverantwortlichkeit. Verpflichtende Gesundheitstests, wie sie der EU vorschweben, lehne ich ab.
Mit besten Grüßen
Dr. Volker Wissing