Waren Zugverspätungen bei Deutsche Bahn und Busausfälle beim Bahnbus in Salzgitter im Juni bis August 2022 der Normalfall?
Sehr geehrter Herr Volker Wissing,
Ich wohne in Braunschweig und arbeite in Salzgitter. Während der Zeit des 9 Euro Tickets von 1. Juni bis zum 31. August passierten Zugverspätungen auf der Strecke Braunschweig nach Salzgitter- Bad mehrere Male. Beim Bahnbus zwischen Salzgitter-Bad und Baddeckenstedt passierte es fünf Mal, dass der Bus ausgefallen ist, sodass ich auf dem Wege zur Arbeit morgens um 7:30 Uhr und zurück von der Arbeit um 17:13 Uhr mir ein Taxi nehmen musste, um nach Salzgitter-Bad zum Zug nach Braunschweig zu kommen.
Bitte Sorgen Sie für Abhilfe beim Bahnbus, der eine Deutsche Bahn Tochterunternehmen ist. Vielen Dank.
Freundliche Grüße
Sehr geehrter Herr G.,
Ich bedaure, dass Sie derart unglückliche Erfahrungen hatten. Ich kann Ihren Ärger verstehen.
Ich weiß natürlich, dass das 9-Euro-Ticket generell zu höheren Fahrgastzahlen und mitunter auch zu Überlastungen geführt hat. Natürlich waren aus Fahrgastsicht die Zeiten eher leerer Züge komfortabler. Gleichzeitig hat das Aktionsticket nach einer Phase großer Einschränkungen des öffentlichen Lebens dringend notwendige gesellschaftliche Teilhabe gesichert und Fahrgäste zurück in die öffentlichen Verkehrsmittel gebracht. Das war wichtig. Mit seiner bestechenden Einfachheit hat das Ticket gezeigt, dass die generelle Bereitschaft groß ist, ohne kleinteilige Tarifzonen die klimafreundlicheren öffentlichen Angebote zu nutzen. Dies sind wichtige Erfolge, an die wir zu austarierten Konditionen gern anknüpfen möchten. Ich hoffe, dass wir mit dem Deutschlandticket ein Format gefunden haben, das insbesondere auch Pendler anspricht. Denn: Die arbeitenden Leistungsträger unserer Gesellschaft nicht hängen zu lassen, ist mir wichtig. Neben einem attraktiven Tarif gilt es, in den kommenden Jahren einen beträchtlichen Teil der gesamten Verkehrsinfrastruktur zu erneuern und insbesondere das Schienennetz für mehr Kapazität zu ertüchtigen. Die perfekte Balance zwischen Fahren und Bauen zu finden, wird erneut eine schwierige Gratwanderung. Wegen ds schlechten Zustandes des Schienennetzes sind Sanierungsarbeiten aber unausweichlich. Und im Kampf gegen den Klimawandel müssen wir unbedingt die Rolle von Bahn und ÖPNV als Verkehrsträger stärken. Für unser Ziel, mehr Personen- und Güterverkehr auf die Schiene zu verlagern, habe ich deshalb für ein hochleistungsfähiges Netz eine Generalsanierung der Schieneninfrastruktur nach einem neuen Modell auf den Weg gebracht. Erstmals werden alle Arbeiten, die im Lauf der nächsten Jahre auf einer Strecke anstehen würden, nicht mehr nach und nach abgearbeitet, sondern auf einen Schlag mit einer einzigen Streckensperrung. Entsprechend müssen wir vor so einer Streckensperrung sicherstellen, dass wir gute Umfahrungsstrecken haben – die wir gegebenenfalls rechtzeitig ertüchtigen und elektrifizieren müssen. Nach der Streckensperrung aber sind dann auf mehrere Jahre hinaus keine Baumaßnahmen mehr nötig. Sprich: Im Idealfall haben wir in Zukunft jahrelang freie Fahrt. Ich bin überzeugt: Wenn wir auf diese Weise schrittweise die vielbefahrenen Korridore sanieren, technisch aufrüsten und digitalisieren, kann die Bahn mit der hinzugewonnenen Kapazität endlich wieder zu einem Verkehrsmittel werden, das die Menschen gern nutzen – weil es praktisch, verlässlich, pünktlich, komfortabel, klimafreundlich und bezahlbar ist.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Volker Wissing