Was tun Sie gegen Long Covid

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Winfried Mack
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Frage von Michel M. •

Was tun Sie gegen Long Covid

Leider gibt es insbesondere in Baden Württemberg kaum wirksame Hilfe für Betroffene. Gerade Baden Württemberg ist ein Niemandsland in Sachen Anlaufstellen - es gibt wirklich kaum Post Covid Ambulanzen. Noch schlimmer ist es in Ost Württemberg. Was tun Sie dagegen?

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Sehr geehrter Herr M.,

die Dauer und die Schwere einer COVID-19-Erkrankung variieren stark von Mensch zu Mensch. Manche Infizierte spüren wenig bis gar nichts von ihrer Corona-Infektion; andere werden auch unter Verbreitung der vergleichsweise „ungefährlichen“ Omikron-Variante intensivbehandlungsbedürftig. Es ist zu konstatieren, dass die Medizin bis dato keine sicher verwertbaren Biomarker gefunden hat, an denen die Diagnose eines Long- oder Post-COVID-Syndroms festgemacht werden kann. Insbesondere ist es keineswegs so, dass in allen Fällen, in denen nach der akuten Infektion eine verlängerte Symptomatik zu verzeichnen ist, stets Autoantikörper auftreten würden. Diese überschießende Immunantwort findet sich in den verlängerten Phasen der Infektion lediglich bei einem Teil der Patientinnen und Patienten. Das bedeutet, dass auch die Therapie der sog. Immunadsorption („Blutwäsche“ mit Entfernen der Antikörper) keineswegs für alle Patientinnen und Patienten in Frage kommt. Deshalb ist es eine zentrale Forschungsaufgabe, wissenschaftlich gesicherte und praktisch handhabbare Prozeduren zu entwickeln, mit denen evidenzbasiert ermittelt werden kann, welche konkrete Therapie für welchen Patienten geeignet ist. In diesem Zusammenhang müssen wir auch dafür Sorge tragen, dass Anwendungen und Heilsversprechen, deren Wirksamkeit und Grenzen nicht entsprechend belegt sind, nicht genutzt werden, um verzweifelte Patientinnen und Patienten hinters Licht zu führen.

Das Land Baden-Württemberg hat angesichts dessen neben der großen EPILOC Studie viele weitere, auch grundlagenwissenschaftliche Projekte finanziell unterstützt und vorangetrieben. Für eine Übersicht darüber darf ich auf die diesbezüglichen Informationen des baden-württembergischen Wissenschaftsministeriums verweisen

(https://mwk.baden-wuerttemberg.de/de/forschung/covidsciencebw/).

Parallel befasst sich auch der Gesundheitsausschuss des Landtages über die Parteigrenzen hinweg mit dem Themenkomplex Long- und Post-COVID sowie mit ähnlich gelagerten Fragestellungen rund um die Krankheitsbilder Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue Syndrom (ME/CFS). Dazu haben wir im Frühsommer eine mehrstündige Anhörung durchgeführt und aktuell erörtern wir, wie wir in Baden-Württemberg Strukturen etablieren können, im Rahmen derer es gelingt, Forschung und Versorgung so miteinander zu verknüpfen, dass Wissenschaft möglichst zielgerecht forscht und sozusagen im Gegenzug neue Erkenntnisse möglichst schnell in der Fläche nutzbar gemacht werden.

Diesen Weg wollen wir konsequent fortsetzen. Und wir wünschen uns, dass auch der Bund dies weiterhin flankiert.

Das gilt ausdrücklich auch für die Forschung an Therapien. Dabei ist es mir wichtig, zwischen Grundlagenforschung und Studien zu Markteinführung von Medikamenten oder Medizinprodukten zu differenzieren. So hat die Zulassung von Therapien regelmäßig auf Basis von Studien in einem definierten Stufenschema, welches für die Sicherheit der Patientinnen und Patienten zwingend ist, zu erfolgen. Dabei sind die Studien von demjenigen durchzuführen und zu finanzieren, der später auch das jeweilige Medikament (oder Medizinprodukt) vermarktet und die daraus resultierenden Gewinne erlöst. Das trifft namentlich auch auf das von Ihnen angesprochene Medikament BC007 zu, welches aktuell hinsichtlich der Behandlung von COVID-19-Folgebeschwerden untersucht wird. Wie jüngeren Medienberichten zu entnehmen ist, ist die Finanzierung der so genannten Phase-II-Studie für BC007 zwischenzeitlich erfreulicherweise gesichert. Ich bin zuversichtlich, dass wir in den nächsten Monaten und Jahren deutlich mehr über die Genese von Long- und Post-COVID lernen werden und uns damit auch Möglichkeiten für diesbezügliche Behandlungen erschließen. Ungeachtet dessen ist anhand der derzeitigen Datenlage bereits mit großer Gewissheit zu konstatieren, dass Geimpfte ein deutlich verringertes Risiko haben, an Long- oder Post-Covid zu erkranken. Herzlichen Dank für Ihre Frage!

Freundliche Grüße

Winfried Mack MdL

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