Frage an Anja Weisgerber bezüglich Umwelt

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Anja Weisgerber
CSU
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Frage von Manfred S. •

Frage an Anja Weisgerber von Manfred S. bezüglich Umwelt

Sehr geehrte Frau Dr. Weisgerber,

heute konnte man lesen: Die Glühbirne wird abgeschafft. Wie ist ihre Meinung zu dieser Maßnahme? Laut Stiftung Warentest halten viele Energiesparlampen nicht das was sie versprechen. Manche Modelle haben weder die versprochene Lebensdauer noch einen Energiespareffekt. Der Verbraucher hat keinerlei Möglichkeit die Angaben nachzuprüfen. Im täglichen Leben gibt es viele Anwendungen die für eine Verwendung von Energiesparlampen nicht geeignet sind, z.B. Treppenhausbeleuchtung, Abstellkammer, Kellerräume. Hier ist die Beleuchtung nur ein paar Minuten aktiv. Die Lichtqualität der Energiesparlampen ist so schlecht dass anstelle einer 2 oder 3 in Betrieb sind. Viele Wohnzimmerlampen sind nicht energiesparlampentauglich, warum werden die Hersteller nicht in die Pflicht genommen? Es gibt Bereiche in der Öffentlichkeit wie z.B. Schaufenster die ebenfalls ein erhebliches Sparpotential bergen. Das Abschaffen der Glühbirne ist meiner Meinung nach nicht zielführend. Wie viel mehr Elektroschrott fällt an? Die Idee ist lobenswert, aus technischer Sicht aber nicht optimal umgesetzt. Und zum Abschluss: Wie wird die Industrie das Problem mit der Backoffenbeleuchtung lösen?

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CSU

Sehr geehrter Herr Samesch,

vielen Dank für Ihre Frage auf abgeordnetenwatch.de zum Thema „Glühbirne“.

Die Europäische Union strebt an, bis zum Jahre 2020 20 % ihres EU-Energieverbrauchs einzusparen. EU-weit gültige Effizienzstandards von energieverbrauchenden Produkten sind dabei ein wichtiger Schritt, dieses Ziel zu erreichen. Dazu zählt auch die Glühbirne. Es wird jedoch natürlich kein plötzliches Verbot der Glühlampe geben! Viel mehr werden bis zum Jahre 2016 stufenweise Effizienzstandards eingeführt, denen Lampen entsprechen müssen, wenn sie auf dem europäischen Binnenmarkt weiterhin zugelassen werden wollen. Dadurch sollen energieeffizientere und umweltfreundlichere Lampentechnologien gefördert werden, die die Hersteller zurzeit weiterentwickeln bzw. bereits entwickelt haben.

Die genaue Ausgestaltung der Effizienzstufen wurde von der Kommission gemeinsam mit einem Expertengremium der Mitgliedstaaten im sogenannten Regelungsverfahren getroffen – das Europäische Parlament hatte bei der Entscheidung leider kein Mitsprachrecht. Ich bin aber der Meinung, dass so eine wichtige Frage nicht hinter verschlossenen Türen behandelt werden sollte, sondern dass wir als Vertreter der Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit haben müssen, darauf nochmals Einfluss zu nehmen. Aus diesem Grund habe ich mich im Umweltausschuss des Europäischen Parlaments dafür ausgesprochen, dass die Entscheidung ins Parlament zurückgeholt wird, mit dem Ziel eine vernünftige und umweltfreundliche Lösung zu treffen. Der Umweltausschuss wird in der kommenden Woche über einen formellen Einspruch entscheiden.

Ich halte es für wichtig, dass die genaue Ausgestaltung der Effizienzstufen, die die Verbraucher wirklich betrifft, noch mal intensiv im Europäischen Parlament als Volksvertretung diskutiert werden, um die Bürgerinnen und Bürger damit noch stärker über den Hintergrund der Regelung sowie deren Vor- und Nachteile und Implikationen zu informieren.

Viele Bürgerinnen und Bürger wissen gar nicht, dass es auch jetzt schon – neben den Kompaktleuchtstoffröhren, die als klassische Energiesparlampen bekannt sind – weitere sehr gute Alternativen zu herkömmlichen Glühlampen gibt, u. a. LED- und Halogenlampen, die auch für die von Ihnen angesprochene Beleuchtung von Kellerräumen oder Treppenhäusern in Frage kommen. Und es sind nicht nur Effizienzstandards, sondern auch Qualitätsanforderungen vorgesehen! Das bedeutet z.B., dass eine Lampe in einer angemessenen Zeit ihre volle Helligkeit erreicht haben muss und dass sie nicht flackern darf. Ich bin jedoch auch der Meinung, dass die Bürgerinnen und Bürgern nicht bevormundet werden dürfen.

Des Weiteren kann ich Ihre Bedenken bezüglich der Ökobilanz von Energiesparlampen entkräften. Zunächst ist festzustellen, dass nur 3 % der Energie, die eine Glühbirne verbraucht, tatsächlich für das Licht benötigt wird, 97 % geht über die Wärmeabgabe verloren. Die Europäische Kommission ist außerdem verpflichtet, vor der Festlegung konkreter Effizienzanforderungen alle bedeutsamen Umweltaspekte sowie Auswirkungen auf Verbraucher und Hersteller zu prüfen. Dies ist in einer umfassenden Studie geschehen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Glühlampe tatsächlich eine schlechtere Ökobilanz aufweist als alternative Produkte, wenn man den gesamten Produktlebenszyklus betrachtet. Es wird erwartet, dass die europäischen Verbraucher über 5 Milliarden Euro an der Stromrechnung und in der Europäischen Union 15 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden können. Auch der Quecksilbergehalt wird insgesamt reduziert, obwohl Energiesparlampen mehr Quecksilber als herkömmliche Glühlampen enthalten. Denn durch den geringeren Stromverbrauch wird erheblich weniger Quecksilber durch die Schornsteine der Kohlekraftwerke in die Umwelt freigesetzt.

Weiterhin gibt es die Vorschrift, dass Energiesparlampen bei einer geeigneten Sammelstelle abzugeben sind. Dies ist kostenlos für Privatpersonen. Allerdings muss die Bevölkerung besser über Entsorgungsmöglichkeiten informiert werden. Hier sind nicht nur die Hersteller selber, sondern auch die Verbraucher- und Umweltverbände aufgefordert, die Konsumenten besser aufzuklären.

Es gibt also tatsächlich noch Probleme, insbesondere, was die Information der Verbraucher sowie die Entsorgung angeht. Genau aus diesem Grund unterstütze ich die Forderung, dass dieses wichtige Thema noch einmal im Parlament diskutiert wird und alle offenen Fragen geklärt werden.

Mit herzlichen Grüßen

Dr. Anja Weisgerber

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