Würden Sie sich bei ihrer Landesregierung für die Prüfung eines AfD-Verbots einsetzen und wenn ja wie?

Dagmar Schmidt, MdB (2017)
Dagmar Schmidt
SPD
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Frage von Saskia S. •

Würden Sie sich bei ihrer Landesregierung für die Prüfung eines AfD-Verbots einsetzen und wenn ja wie?

Dagmar Schmidt, MdB (2017)
Antwort von
SPD

Sehr geehrte Frau S.,

vielen Dank für ihre Frage.

Ein Parteiverbot betrifft die grundlegenden Werte unserer Demokratie und ist im Grundgesetz geregelt. Nach dem Artikel 21 Absatz 2 des Grundgesetzes sind Parteien, die nach ihren Zielen oder nach dem Verhalten ihrer Anhänger darauf ausgehen, die freiheitliche demokratische Grundordnung zu beeinträchtigen oder zu beseitigen oder den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu gefährden, verfassungswidrig. Stellt das Bundesverfassungsgericht die Verfassungswidrigkeit einer Partei fest, ordnet es deren Auflösung an. Weiterhin verlieren Mitglieder des Deutschen Bundestages, die dieser Partei angehören, nach § 46 Absatz 1 Nummer 5 des Bundeswahlgesetzes ihr Mandat.

Aufgrund dieser drastischen Folgen sind die Anforderungen an das Verbot einer Partei in einer Demokratie, die maßgeblich durch den parteipolitischen Diskurs lebt, hoch. Eine Haltung, durch die oberste Verfassungswerte in der politischen Meinungsäußerung in Zweifel gezogen, nicht anerkannt, abgelehnt oder ihnen andere entgegengesetzt werden, genügt nicht. Eine Partei kann durch das Bundesverfassungsgericht nur dann verboten werden, wenn sie vielmehr planvoll das Funktionieren der freiheitlichen demokratischen Grundordnung beseitigen will. Dies setzt voraus, dass konkrete, gewichtige Anhaltspunkte vorliegen, die es zumindest möglich erscheinen lassen, dass das Handeln der Partei erfolgreich sein kann.

Ich würde mich in der jetzigen Situation nicht für ein generelles Verbot der AfD Partei einsetzen. Doch ich halte eine Überwachung durch das Bundesamt für Verfassungsschutz für notwendig. Wir müssen eine Demokratie auch durch Verbote schützen, aber rechtextremes Gedankengut, das die AfD als Partei kanalisiert, ist nicht allein durch ein Parteiverbot zu bekämpfen.  

In der Tradition unserer langen Geschichte setzen wir uns als Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten für eine demokratische Streitkultur, die Entkräftung von Verschwörungstheorien und politische Bildung im Kampf gegen den Rechtsextremismus ein. Unser primäres Ziel muss es deshalb sein, die AfD politisch zu stellen, damit sie nicht mehr in unsere Parlamente gewählt wird. Dafür braucht es eine wehrhafte Zivilgesellschaft, die in Vereinen, bei Nachbarn und WhatsApp Gruppen widerspricht, wenn menschenfeindlich oder demokratiefeindlich geredet wird.

Ich hoffe ich konnte Ihnen die Entscheidung etwas näherbringen,

mit freundlichen Grüßen

Ihre

Dagmar Schmidt, MdB

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